Tipps für bessere Urlaubsfotos Teil 7 – Clippinganzeige

Illustration der Clippinganzeige auf dem Kameradisplay

Clippinganzeige auf dem Kameradisplay

(Überarbeitet Juli 2022) Um das soeben aufgenommene Foto direkt kontrollieren zu können, ist das Display der Kamera für den Digitalfotografen ein unersetzliches Hilfsmittel.
Man kann damit schon sehr gut die Bildkomposition, also vor allem den Ausschnitt und die Position der Bildinhalte zueinander erkennen. Und auch die Schärfe der Abbildung lässt sich mit etwas Zoomen meist ganz passabel einschätzen.

Aber es gibt auch Schattenseiten. Die sich gerade auch im Sonnenlicht zeigen. Und wer hat nicht gerne Sonne im Urlaub?
Wenn dann aber nicht nur die schöne Landschaft, sondern auch das Kameradisplay von der Sonne beleuchtet wird, dann kann man die Helligkeit und den Kontrast des Fotos nicht gut erkennen.
Und wenn man sich dann anders hinstellt oder mit der Hand das Display vor Sonnenlicht abschirmt, dann spiegelt sich das helle T-Shirt. Oder …
Doch zum Glück gibt es in vielen Kameras Hilfsmittel um die Belichtung trotzdem beurteilen zu können. In solchen Fällen kann speziell die “Clippinganzeige” (Übersteuerungsanzeige) gute Dienste leisten.
Von den Kameraherstellern wird sie in den Bedienungsanleitungen und Kameramenus leider ganz unterschiedlich bezeichnet: „Überbelichtungswarnung„, „Lichter„, „Markieren„, „High Licht und Schatten„, „Spitzlichter„, usw. Mit diesen vielen verschiedenen Begriffen ist aber immer dasselbe gemeint.
Das macht es schwierig, die Einstellung in der Bedienungsanleitung oder im Kameramenü zu finden. Oft befindet sie sich in der Nähe der Aktivierungsmöglichkeit und Einstellungen für Histogramm und Gitterlinien etc.

Aber was hat es mit dieser Anzeige nun überhaupt auf sich?

Ohne Clippinganzeige

Fotos werden trotz oder gar wegen des Displays manchmal falsch belichtet. Die sofortige Bildkontrolle auf dem Display der Kamera ist zwar gerade für Einsteiger ein großer Vorteil der Digitalfotografie. Zu analogen Zeiten musste man ja oft lange warten, bis man das Bild sehen und beurteilen konnte. Besonders für Fotoneulinge war das nicht gut, das Lernen dauerte dadurch oft sehr lange.

Leider lässt sich jedoch die Belichtung auf dem Display der Kamera in manchen Situationen eben nur schlecht erkennen. Gerade in hellem Umfeld wirken die Aufnahmen dann oft sehr dunkel.

Wenn Du dann glaubst, korrigierend eingreifen zu müssen (wie das prinzipiell geht, steht im Tipp zur Belichtungskorrektur) werden die Bilder dadurch evtl. zu hell. Dieses „zu hell“ ist schlecht, es kann zu großen Problemen führen.

Welche Probleme sind das?

Wenn ein Bild nur etwas zu hell wird, kann man es nachträglich in der Ausarbeitung (speziell wenn das Bild als digitales Negativ, als RAW, gespeichert wird) in der Regel problemlos wieder abdunkeln. (Lies dazu auch: Welche Vorteile bietet RAW?)

Falls aber durch eine zu intensive Belichtung bildwichtige Bereiche, die eigentlich noch Zeichnung und Struktur zeigen sollten, im reinen und strukturlosen Weiß verschwinden, ist das sehr ärgerlich.
Denn diese strukturlos weißen Flächen bleiben auch dann ohne Zeichnung, wenn man sie später dunkler macht. Sie werden dann eben nur strukturlos dunkler, aus Weiß wird Grau (oder, auf Wunsch auch Rot, Grün, …, wird aber meist auch nicht schöner).
Die Zeichnung, die Oberfläche der betroffenen Bereiche, bleibt dann aber trotz der Abdunklung verschwunden.

Die hellsten Abstufungen zum reinen Weiß werden bei zu reichlicher Belichtung beschnitten, im Englischen spricht man dann vom „Clipping“. Im Deutschen wäre „Übersteuern“ eine passende Übersetzung.
Es mag an der Fachkenntnis der Übersetzer liegen, dass oft aus der Hin- und Her-Übersetzung aus dem Japanischen ins Englische ins Deutsche entstandene „Phantasienamen“ verwendet werden.

Irreführende Bezeichnungen

Leider werden für die Clippinganzeige sogar Namen verwendet, die in die Irre führen. Bei einigen Kameras wird z.B. der Begriff „Überbelichtung“ verwendet. Wenn aber ein Bilddetail, das mich beim Betrachten des Motivs blendet (eine Lichtquell wie die Sonne z.B.) , im Bild reinweiß wird, ist das in der Regel eben kein Zeichen für eine Überbelichtung.
Das gilt auch für Reflexionen einer Lichtquelle auf Lack oder Chrom oder anderen glänzenden Materialien.
Die Bezeichnung „überbelichtet“ ist für solche Bereich also falsch.

Weißwarnung

Da man die tatsächliche Helligkeit solcher Flächen nur schlecht auf dem Kameradisplay beurteilen kann, gibt es bei vielen Kameras eine spezielle Anzeigefunktion, die die rein weißen Bereiche im Bild sehr deutlich sichtbar macht. Mit dieser „Clippinganzeige„-Einstellung kannst Du die Auswirkung der Belichtung (und Deiner Korrektur) und die vom Clipping betroffenen Bereiche viel besser beurteilen.
Fast immer werden dazu die rein weißen Bildbereiche abwechselnd schwarz und weiß blinkend dargestellt, bei machen Kameras werden sie auch rot (blinkend) markiert. Einige Hersteller verwenden (zumindest in der LIve-Ansicht der Kameras) alternativ ein Zebramuster aus dunklen und hellen Linien (u.a. macht das Sony)

Clippinganzeige in Aktion

Clippinganzeige in Aktion

Wenn Du solche Markierungen im Bild siehst, musst Du Dir überlegen, ob die Details der davon betroffenen Bereiche unwichtig sind und ohne Zeichnung/Struktur bleiben dürfen. Oder ob sie besser mit Zeichnung dargestellt werden sollten.
Falls es sich zum Beispiel um ein Brautkleid handelt, das auf einem Hochzeitsfoto so markiert wird, ist die Entscheidung einfach.
In dem Fall möchte man die Struktur der Oberfläche, die Stoffe und Verzierungen auf dem Bild erkennen können. Diese Details sollten eben nicht einfach zu einer (weißen) Fläche verschmelzen.

Wenn solche Bereiche durch das Blinken o.ä. als „clippend“ angezeigt werden, muss das Bild knapper belichtet werden. In der Automatik wird es dazu mit einer Minus-Korrektur aufgenommen.
Diese Korrektur solltest Du auch dann machen, wenn das Bild danach auf dem Display der Kamera etwas zu dunkel aussieht. Zur Not musst Du es später in der Ausarbeitung der Bilder in den Schatten noch ein wenig aufhellen.

Im Gegensatz zur ursprünglichen reichlicheren Belichtung hast Du dann aber einen wichtigen Vorteil.
Das spätere Aufhellen in der Software kann man so durchführen, dass die Struktur bzw. Zeichnung in den hellen Bereichen erhalten bleibt, die durch eine stärkere Belichtung dagegen verloren gegangen wäre.
Das ist einer der Gründe, weshalb der vor allem von Amateuren immer wieder zu lesende Spruch „Wer seine Bilder bearbeiten muss, kann nicht richtig belichten!“ völliger Blödsinn ist. (Ich habe dazu einen Artikel und einen kleinen Film gemacht.)

Um welche Strukturen geht es?

Schlussendlich kannst nur Du entscheiden, welche Bereiche in Deinem Bild wichtig sind. Aber z.B. die helle Fassade eines Gebäudes, das helle Oberhemd des Kellners im Lieblingscafé oder die weiße Schönwetterwolke über dem Landschaftsmotiv sollten in den meisten Fällen Struktur und Zeichnung haben. Hier wäre eine Clippinganzeige also eine ernsthafte Warnung, das etwas falsch läuft.

Wenn dagegen nur ein Reflex der Sonne auf einem Fenster im Bildhintergrund oder der durch eine Blätterlücke durchscheinende Himmel rein weiß zu werden droht, ist das in der Regel kein Problem. Im Gegenteil, es ist oft sogar sinnvoll bzw. erwünscht. Da darf es dann auch ruhig blinken.
Zuletzt musst also Du entscheiden – oder einfach eine oder mehre zusätzliche Aufnahmen machen, bis Du genügend Erfahrung gesammelt hast, um die Situation richtig einzuschätzen zu können. Ist digital ja kein großes Problem.

Clippinganzeige aktivieren (so sieht es bei diversen Modellen von Canon aus)

Clippinganzeige anzeigen

Um zur Clippinganzeige zu gelangen reichte es früher bei vielen Kameras, einfach eine mit „Display“ oder „Info“ bezeichnete Taste an der Kamera zu drücken. Bei anderen Kameratypen (u.a. Nikon) musste man die Kreuzwippe auf der Rückseite nach links oder rechts (ältere Modelle) oder rauf oder runter bewegen.
Dadurch wechselte die Kamera bei jedem Druck in eine neue Anzeigevariante bis sie wieder zur Standardanzeige zurückkehrte. Unter diesen verschiedenen Displayversionen war dann auch die Clippinganzeige. Sie wird dann oft in Kombination mit einer Anzeige des Histogramms bei kleinerer Darstellung des Bildes angezeigt.

Mittlerweile wird die Clippinganzeige aber leider oft erst nutzbar, wenn man das vorher im Menü der Kamera zusätzlich explizit auswählt.


2 thoughts on “Tipps für bessere Urlaubsfotos Teil 7 – Clippinganzeige

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