Tipps für bessere Urlaubsfotos – Teil 1

Illustration zu: "Ein Sonnenuntergang, hier mit Mensch und Hund, ist ein beliebtes Motiv für Urlaubsfotos."(Überarbeitet Juni 2023)
In einigen Bundesländern haben die Schulferien schon begonnen. Und in der Urlaubszeit werden natürlich auch viele Fotos gemacht.

Da kann es sicher nicht schaden, vor oder während des Urlaubs noch ein wenig zu üben.
Dabei möchte ich Dir mit einigen Tipps zur Fotografie helfen.

Ich werde dazu in der nächsten Zeit in loser Folge Hinweise zu den gestalterischen und technischen Fragestellungen geben, die auch und gerade in der Urlaubsfotografie eine Rolle spielen. (Der Text ist schon älter, mittlerweile sind 11 Beiträge zum Thema online.)

Nicht nur im Urlaub wollen viele möglichst unbeschwert fotografieren, da bietet sich natürlich das Smartphone an. Von der technischen Seite der Fotografie ist dann auch alles recht einfach, oft bleibt nicht viel mehr zu tun, als den Auslöser zu drücken.

Anders sieht es dagegen bei der Bildgestaltung aus. Gerade weil bei der Fotografie mit dem Smartphone einige technische Gestaltungsmittel nicht (oder meist nur auf umständliche Art) zur Verfügung stehen, ist es wichtig, sich auch einmal etwas intensiver mit dem Thema der Bildgestaltung auseinander zusetzen.
Das ist bei iPhone&Co mindestens genauso wichtig wie bei der Fotografie mit „richtigen“ Kameras.

Beginnen wir deshalb den ersten Beitrag der Reihe hier mit dem Thema Bildgestaltung.

Gestaltungsregeln? Gar Gesetze? Nicht zu ernst nehmen!

Es handelt sich bei den Tipps zur Gestaltung keinesfalls um Gesetze, die man nicht brechen darf. Es sind vielmehr Hinweise, mit denen auch tendenziell langweilige Bilder — deren Inhalte den Betrachter nicht von vornherein fesseln (der x-tausendste Sonnenuntergang zum Beispiel) — zumindest „erträglich“ werden können.
Ein Bild mit einem spannenden Inhalt, mit einer überraschenden Idee, kann dagegen trotz (oder wegen?) einer Missachtung dieser Überlegungen ein tolles Bild ergeben.

Je mehr man sich mit Gestaltung und Inhalt der eigenen (und fremder) Bilder auseinandersetzt, desto eher wird man in die Situation kommen, solche Hinweise nicht mehr zu benötigen oder auch bewusst missachten zu können.
Solange man aber in der gestalterischen Laufbahn noch nicht an diesem Punkt angekommen ist, kann es helfen, solche Hinweise bei der Gestaltung der eigenen Bilder zu berücksichtigen.

Konzentration auf das Wesentliche

Oft werden die Koffer viel zu voll gepackt. Und das gleiche passiert manchmal auch mit den Urlaubsfotos. Früher war es ja durchaus sinnvoll, möglichst alles in einem Bild abzulichten, jeder Druck auf den Auslöser kostete ja schliesslich Geld.
Aber heutzutage in Digitalien?
Ein Wimmelbild kann zwar manchmal reizvoll sein, aber meist stört zu viel Ablenkung. Speziell wenn die Bilder nicht in Quadratmetern an der Wand hängen, sondern eher klein im Fotobuch oder auf dem Smartphonedisplay gezeigt werden.
Deshalb: konzentriere Dich auf das Wichtige in Deinem Motiv.

Das gilt gerade auch für Smartphones. Deren Bilder finden oft nicht den Weg zu anderen (größeren) Wiedergabemedien oder gar aufs Papier. Statt dessen werden sie wohl überwiegend mit den relativ kleinen Display betrachtet.
Da können Bilder, die von ganz vielen Details leben, schnell untergehen.
Das wird dadurch noch verstärkt, das viele Betrachter die Bilder nur „durchtindern“, also alles was nicht auf den ersten Blick fesselt, wegwischen.
Eine intensivere Auseinandersetzung mit dem Bild, wie sie beim Blättern im Fotobuch oder gar beim Besuch einer Ausstellung oft stattfindet, ist am Smartphone eher nicht zu erwarten.
Wenn „Wimmelbilder“ mit vielen Details, dann bitte auch große Wiedergabe. (Und ich meine richtig groß: „Montparnasse“ von Gursky ist nicht umsonst an die 4 Meter breit.)

Frag Dich, warum Du etwas fotografieren willst, was Du dem Betrachter Deiner Bilder zeigen möchtest, was Dein Bild darstellen und aussagen soll. Vor allem das sollte Dein Foto dann auch deutlich zeigen.
Meist wird das Bild viel verständlicher und damit fast immer auch wirksamer, wenn Du dich auf einen Hauptakteur im Bild beschränkst.
Für den nächste Akteur machst Du dann am besten auch ein neues Bild. Digital ist das ja kein echtes Problem mehr. (Das ist aber ausdrücklich keine Aufforderung, einfach wahllos alles zu fotografieren.)

Nimm also nicht das ganze Blumenbeet auf, sondern konzentriere Dich in erster Linie auf eine Blume oder gar eine Blüte. Und für die andere Blume machst Du ein neues Bild.
Nimm nicht den ganzen Hafen voller Schiffe in der Ãœbersicht, sondern ein Boot und das dann am besten vor einem passenden (nicht ablenkenden) Hintergrund.

Übersichten sind natürlich machmal wichtig und helfen dem Betrachter, den Zusammenhang der Bilder zu verstehen.
Aber die Emotionen kommen oft eher mit dem einzelnen Detail ins Spiel. Gerade wenn die Bilder relativ klein wiedergegeben werden.

Nicht vergessen:
Das Optimierungspotentiale in der Fotografie liegt in der Regel einige Zentimeter hinter dem Sucher!

Ich biete Bildbesprechungen nicht nur im Rahmen meiner regelmäßig stattfindenden zweitägigen Gestaltungskurse an, sondern auch als preiswerte individuelle Online-Treffen. Ich würde mich freuen, Dir in dem Rahmen Tipps und Hinweis zur Gestaltung Deiner Bilder geben zu können.
Informationen und Anmeldung

Das Wichtige muss nicht im Mittelpunkt stehen.

Dieser Hauptakteur eines Bildes muss nicht immer in der Mitte des Bildes zu finden sein. Es wird für den Betrachter oft interessanter, wenn Du das Wichtige auch mal außerhalb der Bildmitte platziert.

Dabei musst Du nicht unbedingt Regeln wie dem „Goldenen Schnitt“ oder der „Drittel-Regel“ mathematisch genau folgen, sondern solltest bei der Aufteilung des Bildes ruhig Deinem eigenen Gefühl vertrauen.
Grundsätzlich ist „raus aus der Mitte“ aber oft eine gute Idee.
Wenn Du unsicher ist, dann mach einfach mehrere Bilder (kost‘ ja nix, aber bitte trotzdem mit Ãœberlegung) und überprüfe diese später in Ruhe auf ihre unterschiedliche Wirkung.

Mit etwas Abstand zur aktuellen Situation und am großen Monitor wirst Du die Bildaufteilung in der Regel deutlich besser beurteilen können. Und auch wenn es trotz allem mal nicht geklappt hat, hast Du zumindest etwas fürs nächste Mal gelernt.

Große Weiten brauchen Vordergrund.

Wenn man sich mit Gestaltung befasst, muss man die Situation des Betrachters berücksichtigen. Es ist ein großer Unterschied, ob dieser Betrachter das Bild zwar groß (an der Wand?) sieht, es aber mit einem Blick erfassen kann, oder ob das Bild (im Verhältnis zum Betrachtungsabstand) so groß ist, dass der Betrachter es nur nach und nach mit seinen Augen abtasten kann. Der erste Fall ist wohl der übliche, der zweite stellt eher eine Ausnahme dar.

Ein Beispiel: der Western

Wer Interesse hat, kann sich in dem Zusammenhang ja mal mit der unterschiedlichen Gestaltung von Filmen, zum Beispiel Western, auseinandersetzen.
Diese unterscheiden sich zum Teil massiv, je nachdem, ob sie in erster Linie fürs Kino und die Cinemascope-Leinwand oder für die kleine Bildröhre des Fernsehers der sechziger und siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts gestaltet wurden.

Die große KInoleinwand verträgt Bilder mit kleinen Details, die im Hintergrund passieren.
Der Fernsehserien-Western dagegen lebt oft von großen Vordergründen, die den Betrachter ins Bild führen.
Wie immer gibt es aber auch Ausnahmen, z.B. die Vordergründe im Kinowestern „Spiel mir das Lied vom Tod“.

Wer Interesse hat, kann sich in dem Zusammenhang ja mal mit der unterschiedlichen Gestaltung von Spielfilmen, zum Beispiel Western, auseinandersetzen. Diese unterscheiden sich zum Teil massiv, je nachdem, ob sie in erster Linie fürs Kino und die Cinemascope-Leinwand oder für die kleine Bildröhre des Fernsehers gestaltet wurden.

Bei Bildern, die man unter „normalen Bedingungen“ (erster Fall, der Betrachter erfasst das Bild mehr oder weniger mit einem Blick) sieht, sollte man gerade bei weiten Landschaften vorsichtig sein, weil deren Details sich für den Betrachter im klein-klein verlieren. (Die leider häufig eher unreflektiert für Landschaften empfohlenen Weitwinkelbrennweiten machen das nicht besser!)
Hier kann ein deutlich herausgestellter Bildvordergrund sehr hilfreich sein.

Für den Vordergrund kann sich vieles eignen, man muss manchmal etwas suchen. Zur Not nimmst Du halt die Mitreisenden, evtl. auch nur als Silhouette und Rückenansicht.
Einen weitere Möglichkeit bei fehlendem Vordergrund findet Du im neunten Beitrag der Tipps für besser Urlaubsfotos.


Du willst nicht alleine üben? - Dann komm zu mir!

Vor dem Urlaub solltest Du ein wenig üben, damit Du im Urlaub fit bist mit der Kamera. Alleine macht das aber keinen richtigen Spaß. Und wer hilft Dir, wenn es mal nicht wie geplant klappt? Willst Du dann für jede Frage wieder ein neues Youtube-Video suchen? Das muss doch besser gehen!

Und es geht auch besser: Komm in meinen Fotokurs!
Informationen und Anmeldung findest Du auf der Website zu meinen Fotokursen zu den Grundlagen der Fotografie, die ich an der Fotoschule-Ruhr.de anbiete.

Und wenn die Zeit für einen normalen Kurs nicht mehr reicht oder Du nur einige Fragen klären willst, kannst Du mich auch recht preiswert für ein individuelles Online-Coaching buchen.


Zuletzt noch etwas zur Fototoechnik

Sonnenuntergänge sind ein sehr beliebtes Motiv, aber so ein Sonnenuntergang ist nicht ganz einfach zu fotografieren. Neben der richtigen Belichtung solltest Du (wenn Du nicht „auf RAW“ fotografierst) auch den Weißabgleich beachten. Stell ihn auf „Sonne“ bzw. „Tageslicht“ oder sogar, für noch stärkere Farbwirkung, auf „Bewölkt“ oder „Offener Schatten“ statt auf Automatik.

Zwar ist der automatische Weißabgleich moderner Digitalkameras schon lange nicht mehr so ein Glücksspiel, wie er es noch vor einigen Jahren war. Meist stimmen die Farben schon recht gut.

Aber beim Sonnenuntergang wird er gelegentlich in die Irre geführt, weil das Licht der Sonne durch dichte Schichten der Atmosphäre muss und dabei eine Farbe erhält, die der einer klassischen Glühlampe ähnelt. Der automatische Weißabgleich tut dann pflichtgemäß sein bestes, um dieses vermeintliche Glühlampenlicht zu neutralisieren.

So verlieren Deine Urlaubsfotos genau die warme Farbe, die Dich eigentlich erst veranlasst hat, den Sonnenuntergang überhaupt zu fotografieren. Deshalb solltest Du beim Fotografieren des Sonnenuntergangs den automatischen Weißabgleich verlassen und den Weißabgleich auf „Sonne“ oder auf „Wolke“ oder gar auf „offener Schatten“ stellen. Die beiden letzteren machen die Bilder noch etwas wärmer.

Das Thema ist vor allem wichtig, wenn Du „nur“ auf JPEG fotografierst. Wenn Du statt dessen RAW  verwendest, kannst Du den Weißabgleich auch nachträglich noch ohne Verluste anpassen.
Die RAW-Datei hat ja nur die indirekt gemessene Helligkeit der einzelnen Bildpunkte gespeichert, sie muss dann in der Folge noch ausgearbeitet werden. Und erst beim Ausarbeiten der RAW Datei kommt der von Dir gewünschte Weißabgleich zur Geltung.
Du hast zu dem Zeitpunkt also noch alle Optionen zur Verfügung und kannst mit dem Thema Weißabgleich eigentlich recht locker umgehen.
Dazu gibt es übrigens einen eigenen Artikel:
„Richtiger“ Weißabgleich – ein Ammenmärchen.“
Die nachträgliche Anpassung des WA ist ein sehr wichtiger, aber nicht der einzige Vorteil der Verwendung von RAW-Dateien.
Mehr dazu findest Du unter: Warum soll ich in RAW fotografieren.

Falls Du Interesse hast, bei mir die grundlegenden Schritt (und etwas mehr) der Ausarbeitung der Bilder zu lernen, zum Beispiel die Optionen für den Weißabgleich, dann melde Dich doch für meinen Grundlagenkurs zur Bildbearbeitung an.

Ãœben

Ein paar Aufgaben sollen Dir jetzt helfen, nicht nur hier zu lesen, sondern das ganze auch anzuwenden.
Und denk daran: wenn Du erstmal in der Situation bist, ist es zum Üben zu spät! ;-)

  1. Lerne Deine Fehler „lesen“
    Schau Dir Deine Bilder an (vielleicht beginnst Du direkt mit denen aus den vergangenen Urlauben) und such nach Fotos, auf denen zu viel abgebildet ist. Oder schau nach Bildern, bei denen das Hauptobjekt in der Mitte ist. Oder das Wichtigste zu klein ist. Oder zuwenig Vordergrund im Bild ist.
  2. Gestaltung üben (1)
    Nimm Deine Kamera und gestalte eine Zeit lang (eine Stunde oder mehr) bewusst Bilder mit nur einem Hauptdarsteller und einem interessantem Hintergrund. (Also nicht nur Blumen vor weißer Hauswand. ;-)
  3. Gestaltung üben (2)
    Fotografiere Landschaften oder Stadtansichten und suche speziell nach interessanten Vordergründen.
  4. Ausprobieren
    Experimentiere mit dem Weißabgleich, in dem Du ihn vor der Aufnahme an der Kamera verstellst und auch mal ganz bewusst falsch einstellst.
    Probier auch aus, wie Du den Weißabgleich (bei RAW Dateien) mit der Software nachträglich beliebig anpassen kannst. [Ich verwende dafür am liebsten Lightroom Classic(*).]

An der Stelle darf ich vielleicht noch ein bisschen Eigenwerbung machen: Die für Urlaubsfotos relevanten Themen wie Belichtung, Automatiken und Belichtungskorrektur,  aber auch Brennweite, Bildgestaltung und Bildbearbeitung sind ein wichtiger Teil meiner Fotokurse zu den Grundlagen der Fotografie, die ich an der Fotoschule-Ruhr.de anbiete.

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Illustration Kaffeetasse


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