Tipps für bessere Urlaubsfotos Teil 3 – richtig Belichten

Richtig belichten (1)

(Juni 2024 überarbeitet) Das Thema Belichtung beschäftigt die Fotografen schon seit den ersten Tagen der Fotografie und spielt natürlich auch bei Urlaubsaufnahmen eine wichtige Rolle.

Man kann das gleiche Motiv auf ganz unterschiedliche Arten belichten.
Je nachdem, welche Einstellungen man vornimmt, verändert sich die Helligkeit des entstehenden Bildes. Und bei manchen Veränderungen bleibt die Helligkeit gleich — aber trotzdem  kann sich dann das Aussehen des Bildes recht stark verändern.
Die Art der Belichtung hat also sowohl Einfluß auf die Bildhelligkeit als auch auf das Aussehen der Bilder, die Bildgestaltung.

(Falls Du mit dem Smartphone fotografierst, ist  erste Teil dieses Artikels für Dich  eher unwichtig, den Du wirst auf diese Einstellungen in der Regel keinen Einfluss nehmen können. Andererseits kann es sicher nicht schaden, zu wiesen, was mit einer „richtigen“ Kamera möglich wäre.
So oder so, weiter unten kommt noch etwas zum Thema Bildgestaltung, das gilt dann auch fürs Smartphone.)

Kümmern wir uns hier zu Anfang dieses Beitrags erst einmal um die Helligkeit und wie man sie mit der Belichtung verändert und an die eigenen Wünschen anpasst.
Das erste Ziel sollte dabei sein, ein richtig belichtetes Bild zu erhalten. Ich will im folgenden versuchen, Dir zu erklären, wie Du dass erreichen kann.

(In meinem kostenlosen „Fotolehrgang im Internet“ verwende ich für dieses Thema viele Seiten. Belichtung“ umfasst viele Einstellungen und Ãœberlegungen und man braucht etwas Zeit, um es wirklich ausführlich zu erläutern.
Hier auf dieser Seite werde ich dagegen versuchen, mich auf die absoluten Grundlagen zu beschränken, um es möglichst kurz zu halten. Willst Du mehr Infos, dann folge diesem Link zum Kapitel „Belichtung“ im Fotolehrgang .
)

Motive und Beleuchtung

Es gibt Motive mit sehr unterschiedlich hellen Details (z.B ein Gruppenfoto mit weiß gekleideten Bäckern, oder eines mit Schornsteinfegern,  oder eines mit einer gleichmässigen Mischung beider Gruppen) und diese Motive können natürlich auch noch ganz unterschiedlich beleuchtet sein (volle Sonne, Bewölkung, Dämmerung, Nacht).
Motive können sich in ihrer Helligkeit (die sich aus dem Reflektionsverhalten und der Beleuchtungsintensität zusammensetzt) stark unterscheiden. Und so  kann eine einzige Belichtungseinstellung nicht für alles passen.

Auf die Eigenarten des Motivs in Bezug auf die Beleuchtungsintensität und die Reflexion der Motivdetails muss die Belichtung jeweils individuell abgestimmt werden.
Der Belichtungsmesser in der Kamera hat dabei das Problem, dass er gar nicht weiß, ob das Motiv von sich aus hell ist (also einen großen Anteil des auftreffenden Lichtes reflektiert wie die Bäcker) oder ob es einfach nur sehr stark, sehr hell beleuchtet wird.
Die Bäcker in der Dämmerung können dadurch für die Belichtungsmessung evtl. genauso hell erscheinen wie die Schornsteinfeger im direkten Sonnenlicht.
Im einen Fall haben wir ein stark reflektierendes Motiv in schwacher Beleuchtung, im anderen ist es das Gegenteil, nur schwach reflektierend aber mit starker Beleuchtung.
Beide Motive senden dann evtl. die gleiche Lichtmenge zur Kamera, also zum Belichtungsmesser.

Wie soll die Kamera (bzw. der Belichtungsmesser) da die jeweils passende Belichtung erkennen, damit das Bäcker-Bild, auf dem überwiegend helle Bekleidung abgebildet ist, „Weiß-in-Weiß“ und das Schornsteinfeger-Foto „Schwarz-in-Schwarz“ wird.
Die Messung der Intensität des von den Motiven reflektierten Lichtes durch den Fotoapparat kann das ja nicht sicher erfassen, das Messergebnis könnte ja in den beiden angenommenen Situationen gleich sein.

Mittelhell

Solche Motive stellen aber eher die Ausnahme dar — die meisten Motive setzen sich mehr oder weniger gleichmässig aus hellen und dunklen Bestandteilen zusammen. Aus dem Grund ist häufig eine Mischung der Oberflächen der einzelnen Motivdetails in einem „Mittelhell“ zu erwarten.
Weil man vermuten kann, dass das Motiv häufig (im Durchschnitt der verschiedenen im Bildausschnitt erfassten Objekte) ungefähr mittelhell ist, hat die Kameraindustrie einfach dieses „Mittelhell“ als Zielwert der Belichtungsmessung festgelegt.
Die Mehrzahl aller Foto sollte vermutlich, davon geht man aus, im Durchschnitt mittelhell sein.
Die Automatik versucht dann, das Bild nach den Angaben des Belichtungsmessers so zu belichten, dass der Durchschnitt aller dunklen und hellen Flächen im Foto später auf m dePapier oder auf dem Display auch in etwa „Mittelhell“ ergibt.

Was heißt 'mittelhell'?

Was bedeutet ‚mittelhell‘?

Mittelhell bedeutet in diesem Zusammenhang, dass ein Mensch die Helligkeit als in der Mitte zwischen ganz dunkel/schwarz und ganz hell/weiß empfindet. Man könnte also davon ausgehen, dass eine Fläche mittelhell ist, die die Hälfte des auftreffenden Lichtes reflektiert.
Das ist soweit logisch — aber die menschliche Wahrnehmung funktioniert anders und macht uns einen Strich durch diese einfache Rechnung.

Vermutlich lieget es anders Evolution: wir Menschen, die wir heute leben, sind die Nachkommen derjenigen „Urmenschen“, die dunkle Bereiche heller sahen und so in der Lage waren, im dunklen Wald den dunklen Jaguar zu erkennen. Wer dagegen entsprechend der „messtechnisch richtigen Helligkeit“ den Jaguar nicht sehen konnte, wurde gefressen und konnten nicht mehr nach Hause gehen und Nachkommen zeugen.
Und so „sehen“ (vielleicht besser: empfinden) wir die Helligkeiten anders, als es messtechnisch zu erwarten wäre.

In Bezug auf das Fotografieren bedeutet das, das der Sensor ein Objekt als mittelhell sieht, das 50% des auftreffenden Lichtes reflektiert. Für uns Menschen ist das ein viel zu hoher Wert, für uns wirken schon 18% Reflexion als mittelhell.
Wenn auf dem Foto erst Objekte mittelhell wiedergeben würden, die 50% des Lichtes reflektieren, würde das Bild für uns viel zu dunkel wirken.
Deshalb werden auch die Belichtungsmesser auf diese ca. 18% Reflexion geeicht.

Früher hat man zur präzisen Belichtungsmessung häufig spezielle Testmotive verwendet, die genau diese 18% Helligkeit aufwiesen. Auf solche „Graukarten“, die für unsere Wahrnehmung mittelhell sind, wurde der Belichtungsmesser ersatzweise gerichtet und der gemessene Wert wurde anschliessend für das eigentliche Motiv übernommen.
Damit das dann auch richtig funktionierte, musst die Beleuchtungsintensität am Motiv und an der Graukarte gleich sein.


Apropos: Diese Graukarten mussten ein perfektes Grau aufweisen, damit sie alle möglichen Farben des Lichtes in gleichem Maße reflektieren. Dass macht sie auch besonders geeignet für den Weißabgleich.
Doch Vorsicht: nicht alle Graukarten, die für den Weißabgleich verkauft werden, sind auch wirklich 18%-Graukarten, es gibt auch deutlich hellere und dunklere, die zur Belichtungsmessung nur sehr bedingt verwendet werden können.

Für den Weißabgleich benötigt man sie übrigens auch nicht unbedingt, da wird oft viel zu viel gemessen und viel zu wenig gesehen, wahrgenommen  und empfunden. („Richtiger“ Weißabgleich – ein Ammenmärchen)

Andere Motive

Doch was ist mit den anderen Bildern, den nicht-normalen Motiven, den Ausreißern? Was ist mit Weiß-in-Weiß und Schwarz-in-Schwarz?
Dies sind oft die spannendsten Bilder, es wäre schade, wenn diese nicht richtig belichtet würden. Aber für solche Motive braucht die Kamera Deine Unterstützung, damit sie sie entsprechend ihrer Helligkeiten „richtig“ wiedergeben kann. Denn eigentlich würde die Kamera, durch die Vorgabe „Mittelhell“ überwiegend weiße Motive genau so mittelhell aufzeichnen wie überwiegende dunkle Motive.

Wird ein Weiß-in-Weiß Motiv mittelhell, also zu dunkel wiedergegeben, musst Du bei der Belichtung eingreifen und in Richtung heller korrigieren. Und bei einem zu hellen Schwarz-in-Schwarz-Motiv musst Du umgekehrt gegensteuern.
Das ist einfach, wenn Du mit manueller Belichtungseinstellung fotografierst. Du musst dann nur die Blende schließen/öffnen und/oder die Belichtungszeit verkürzen/verlängern (und/oder die Empfindlichkeit, den ISO-Wert, senken/steigern), wenn das Bild dunkler/heller werden soll.


5 thoughts on “Tipps für bessere Urlaubsfotos Teil 3 – richtig Belichten

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  4. Eva Holey

    Hallo Herr Striewisch,
    danke schön dafür, dass Sie Ihr Wissen und Ihre Zeit mit uns teilen. Ich habe mir für die Belichtungsmessung eine Graukarte von Datacolor (Spyder Checkr 48) gekauft. Ich dachte, es handelt sich um eine 18% Variante, es ist aber eine mit 50%. Kann ich sie auch verwenden oder sollte ich sie gegen die 18% tauschen? Ich würde mich sehr, auch über eine noch so kurze Antwort freuen.
    Beste Grüße
    Eva Holey

    Antworten
    1. Tom! Beitragsautor

      Hallo Eva (ich heiße Tom! und nicht Herr Striewisch ;-) )

      der einfachste Weg wäre, einmal im Vergleich die Differenz zwischen Deiner Karte und einer „richtigen“ (18% Reflexion) Graukarte auszumessen und dass dann als Korrekturwert an der Kamera zu verwenden.
      (Geschätzt würde ich jetzt von 1,33 bis 1,5 Lichtwerten ausgehen. Um diese Werte ergibt die „falsche“ Graukarte zu dunkle Ergebnisse, du müsstest das also als Plus-Korrektur verwenden.)
      Wenn Du mit Korrekturwerten arbeiten willst/musst, kannst Du auch gleich die Handinnenfläche als Ersatz-Graukarte nutzen (natürlich nicht für den Weißabgleich). Bei meinen Handinnenflächen lande ich zumeist auch bei +1 bis +1,3.

      Falls Du digital fotografierst, würde ich die Graukarte aber eh höchstens als Einstiegsmessung nutzen, die Belichtung überprüfe ich wann immer möglich mit der Clippinganzeige und dem Histogramm. (Die Option gäbe es ja zu analogen Zeiten der Fotografie leider nicht.)

      Ich hoffe, ich konnte Dir helfen.
      Tom!

      Antworten

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