Belichtungsautomatik? M-Modus? Wie geht das?

Moduswahlrad mit Belichtungsautomatik einer Olympus PenF

Belichtungsautomatik – MASP – Vollautomatik -Was soll ich einstellen?

(Überarbeitet Juni 2023) In den verschiedenen Fotoforen wird ein Thema immer wieder kontrovers diskutiert: die Entscheidung für oder gegen eine Belichtungsautomatik bzw. die manuelle Einstellung der Belichtung.
Einige Teilnehmer scheinen dabei schon fast eine Art Minderwertigkeitskomplex entwickelt zu haben.
In Diskussionen kommen dann manchmal Fragen wie “Ist man etwa zu doof zum Fotografieren, wenn man ‚M‘ nicht verwendet?“
Das ist natürlich nicht der Fall. 

Um dem Eindruck entgegenzuwirken, ich hielte irgendjemanden, ob M-Verwender oder Automatiknutzer, für unfähig, möchte ich hier deshalb vorweg deutlich sagen (schreiben): Man kann die Belichtungsautomatiken verwenden *und* (trotzdem? oder deswegen?) hervorragende Bilder fotografieren!
Und auch mit „M“ wird man auf keinen Fall automatisch(!) zum „M“eister!

Man ist also nicht zu doof zum Fotografieren, wenn man „M“ nicht verwendet. Ich weiß, dass es eine Reihe ganz hervorragender Fotografen gibt, die mit Belichtungsautomatiken fotografieren. Und dass sie tolle Bilder aufnehmen.
Und es gibt M-Verwender, die trotz des vermeintlichen M-eistermodus ziemlichen M-ist machen.

Falsche Vorraussetzungen

Bei Diskussionen in Foren oder bei Facebook  wird gerne darauf hingewiesen, dass es doch eigentlich keinen Unterschied zwischen M und Belichtungsautomatik geben würde.
Es heißt dann, daß man natürlich alle für die Belichtung relevanten Werte (Blende, Belichtungszeit, ISO) auch manuell so einstellen könne, dass der Belichtungsmesser (die „Lichtwaage“, siehe unten) auf „0“ steht. Aber man könne diese Einstellung dann doch auch gleich die Automatik machen lassen. Das Ergebnis wäre ja das gleiche sein.

Und so gesehen ist das ja auch völlig richtig.
Das Ergebnis wäre dann tatsächlich gleich. Solange die gleiche Kombination von Blende, Zeit und ISO gemessen und eingestellt wird, ist es dem Bild ja herzlich egal, auf welche Art diese Kombination eingestellt wird.

Es wird bei dieser Überlegung aber von falschen Annahmen ausgegangen. Und dadurch wird etwas wichtiges übersehen.

Belichtungsmessung mal anders?

Manche Fotografen gehen bei der manuellen Belichtung ja tatsächlich den (mMn. etwas sehr umständlichen) Weg, dass sie zuerst auf Automatik schalten, dann die Werte ablesen und diese dann für die manuelle Einstellungen übernehmen.
Mir erscheint das ein wenig von hinten durch die Brust ins Auge geschoßen.

Aber es stimmt natürlich, auch auf diese Art kann man die Belichtung einstellen. Nur führt das natürlich auch zum gleich hellen Bild, genauso als würde man die Einstellungen direkt von der Automatik machen lassen.

Nicht vergessen:
Das Optimierungspotentiale in der Fotografie liegt in der Regel einige Zentimeter hinter dem Sucher!

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Ãœbersehen

Bei dieser Art des Vergleichs zwischen automatischer Belichtung und manueller Belichtungssteuerung wird etwas Grundlegendes übersehen.
Es geht nämlich eigentlich gar nicht um die Art, wie die Belichtung ermittelt und dann eingestellt wird. Vielmehr geht es darum, wie oft die Belichtung gemessen (und die Einstellungen gegebenenfalls geändert werden).
Es geht also nicht um das „Wie“ sondern eher um das „Wie oft“ der Messung und vor allem der Anpassung der Einstellungen!
Schauen wir uns das jetzt mal genauer an…

Warum braucht man eine Belichtungsautomatik?

Wenn man immer mit ein und derselben Belichtung fotografieren könnte, müsste man nie etwas an den Einstellungen von Blende und Belichtungszeit ändern. Die Automatik wäre völlig unnötig.
Und schon vor weit über 100 Jahren gab es entsprechende Kameras, an denen man die Belichtungseinstellung nicht ändern musste (und nicht ändern konnte), weder manuell noch automatisch.

Die Kodak Box wurde schon Ende der 1880er Jahre verkauft. Sie konnte nur mit einem Filmtyp mit einer festen Empfindlichkeit benutzt werden. Die Belichtungszeit war fest vorgegeben und die Blende konnte nicht verändert werden.

Solange man sich beim Fotografieren an die Vorgaben des Herstellers hielt, war alles in Ordnung. Man musste nur darauf achten, das man bei der richtigen Helligkeit, bei der richtigen Beleuchtungsintensität, fotografierte.
Kodak gab dafür strahlenden Sonnenschein aus Kamerarichtung vor. (Und einen Mindestabstand von zwei Metern, denn Fokussieren konnte man auch nicht.)

Aber wird das Bild dann nicht zu hell oder dunkel, wenn das Motiv selber heller oder dunkler ist?
Wenn man einen dunklen Anzug oder ein helles Kleid fotografiert?
Der dunkle Anzug reflektiert doch einen viel kleineren Anteil des Lichtes zum Film als das Kleid. Muss das nicht durch die Belichtung ausgeglichen werden?

Nein, genau das sollte nicht geschehen!
Der dunkle Anzug auf dem ersten Foto soll ja dunkel und das helle Kleid auf dem zweiten Bild soll ja hell wiedergegeben werden. Würden wir dagegen die Helligkeiten (besser: das Reflektionsverhalten) der Objekte jeweils ausgleichen, würden beide Motive in gleicher Helligkeit abgebildet.
Dann würde der Anzug zu hell und das Kleid zu dunkel.

Wenn dagegen bei beiden Bildern unter konstanter Beleuchtung (Kodak-Vorgabe: Sonne im Rücken) die Belichtung konstant ist, wird das Kleid, weil es einen größeren Teil des auftreffenden Licht reflektiert, auch mehr Licht zum Film (heute: Sensor) schicken und dadurch im Foto heller abgebildet. Der Anzug dagegen reflektiert weniger Licht und wird dunkler.
Klingt vernünftig!

Kurze Unterbrechung

Du suchst nach Hilfe bei der Belichtung?
Dann lies dir diesen Artikel hier in Ruhe durch. Ja, er ist lang, aber er soll Dir ja nicht einfach nur fertige Rezepte liefern, sondern helfen, die Belichtung wirklich zu verstehen.

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Und jetzt: weiter im Thema…

Warum die Belichtung ändern?

Aber aus welchem Grund sollte man die Belichtung dann überhaupt ändern?
Das muss man entweder, weil sich die Helligkeit der Lichtquelle, also die Beleuchtungsintensität geändert hat. Dann würden alle Motivdetails im gleichen Masse heller oder dunkler.

Oder man muss die Belichtung an eine geänderte Idee der Bildgestaltung anpassen, zum Beispiel weil man mit geänderter Schärfentiefe (Blende) oder Bewegungsdarstellung (Belichtungszeit) fotografieren möchte. Zu diesem zweiten Grund folgt mehr im nächsten Teil, hier bleibe ich thematisch bei der Anpassung an die Beleuchtungsintensität.

Geänderte Beleuchtung

Wenn die Sonne hinter dem Motiv stand (Gegenlicht) oder hinter Wolken verschwand, wenn man in den dunklen Wald oder gar in Innenräume ging, war mit der Box „Schluß mit lustig“. Die Bilder wurden dann durch die feste Kombination von Blende und Zeit (und der fixen Empfindlichkeit des eingelegten Films) falsch belichtet!
Das Problem trat in der Regel unbemerkt auf, denn vor Ort, beim Fotografieren, konnte man das damals gar nicht sehen, der Film musst ja erst entwickelt werden. Man sah es erst viel zu spät.
Und jede Fehlbelichtung war richtig ärgerlich. Nicht nur, dass es dann hinterher kein Foto gab, sondern man musste ja auch noch für den verschwendeten Film bezahlen.

Die Belichtung anpassen

Aber selbst wenn man es bemerkte, was konnte man denn machen, wenn sich die Beleuchtungsintensität änderte?
Mit der Box ging da überhaupt nichts, es gab ja gar keine Einstellmöglichkeiten. (Man hätte höchstens einen Graufilter vors Objektiv halten können.)
Aber zum Glück gab es andere Kameras, an denen man die Blende einstellen, also öffnen oder schliessen konnte. Und bei einigen Modellen konnte man sogar die Belichtungszeit einstellen. Wenn es dunkler wurde, konnte man mit diesen Modellen dann die Blende öffnen. Oder die Belichtungszeit verlängern. Oder beides gleichzeitig.
Trotz unterschiedlicher Beleuchtung wurde dann das Motiv  wieder richtig belichtet.
Großartig! Aber auch komplizierter!

Manuelle Belichtung

Manuell stellt man damals wie heute die Belichtung meistens mit Hilfe der Lichtwaage des Belichtungsmessers ein. (An einigen Kameras wird auch nur der Zahlenwert in Plus- und Minuswerten ohne die Skala angezeigt)
Dieselbe Anzeige dient an vielen Fotoapparaten bei Verwendung einer Belichtungsautomatik zum Ablesen der gewählten Belichtungskorrektur. Das ist für Neulinge manchmal etwas verwirrend.
Es ist so ähnlich wie mit einem Thermostat an der Heizung. Man wählt die Wunschtemperatur Wunschhelligkeit vor, die Automatik versucht das dann umzusetzen.

Illustration zu Nachführmessung mit Lichtwaage

Nachführmessung mit Lichtwaage, Abgleich auf „0“ für ein im Durchschnitt mittelhelles Motiv

Bei der manuellen Einstellung der Belichtung zeigt die Lichtwaage dagegen an, ob und wie stark die vom Fotografen manuell eingestellte Kombination von Blende, Belichtungszeit und ISO von der Messung (also der „Wunscheinstellung“) des Belichtungsmesser abweicht.
Um im obigen Beispiel der Heizung zu bleiben: jetzt ist die Anzeige kein „Thermostat“ mehr, sondern ein Thermometer, dass uns mitteilt, wie warm hell das Bild ist.

Wenn der Zeiger auf Null steht, bedeutet das „keine Abweichung“,. Ein Plus-Wert zeigt, dass das Motiv heller abgebildet würde, als es der Belichtungsmesser für richtig hält. Und Minus bedeutet, das es dunkler wird.

Eine Anzeige nach Plus oder Minus kann aber natürlich durchaus auch für eine richtige Belichtung stehen. Der Belichtungsmesser gibt ja Werte für im Durchschnitt mittelhelle Bilder (mehr dazu weiter unten).
Eine Schneelandschaft wäre dann vielleicht (je nach Bildidee des Fotografen) schon zu dunkel, da wäre eine Abstimmung auf „+1“ oder etwas mehr vermutlich besser.

Ilustration zur Belichtungskorrektur

Das linke Bild ist „normal“ auf „0“ belichtet, das rechte Bild auf plus eineindrittel.

Generell gilt es, auch bei der manuellen Belichtungseinstellung zu entscheiden, ob man zuerst die Blende oder die Belichtungszeit festlegen will.
Man stellt die Kamera auf einen niedrigen aber sinnvollen ISO Wert und wählt dann je nach Wunsch-Bildgestaltung entweder Blende (zur Steuerung der Schärfentiefe) oder Belichtungszeit (zur Darstellung der Bewegung) vor.
Den jeweils anderen Wert passt man dann unter Beobachtung der Lichtwaage an.
Und wenn sich kein sinnvoller Wert finden lässt, muss man evtl. noch einmal den ISO-Wert ändern. So kann man die Helligkeit der Bilder an die eigenen Ideen anpassen.

Mit großer Macht geht große Verantwortung einher!

Stammt das von Voltaire? Von Yoda? Aus Spiderman?
Egal, es stimmt jedenfalls auch in der Fotografie. Wenn man nicht aufpasst und die Veränderungen falsch vornimmt oder gar vergißt, die Werte an geänderte Beleuchtungsintensitäten oder geänderte Bildideen anzupassen, werden die Fotos fehlbelichtet und alles im Bild wird zu hell oder zu dunkel.

Das konnte man zu Zeiten der analogen Fotografie vor Ort aber gar nicht sehen. Das ist ein großer Unterschied zu heute, der vielen, die nur digitales Fotografieren kennengelernt haben, oftgar nicht bewusst ist. (Sofortbildverfahren waren damals die Ausnahme und selbst damit dauerte es mindestens eine Minute bis zum fertigen (teueren) Bild.)
Belichten lernen war dadurch langwierig und teuer.
Da wäre es doch großartig, wenn das Belichten einfach automatisch ginge. Dann hätten (noch) mehr Menschen unbeschwerten Spaß an der Fotografie und es würden noch mehr Kameras und Filme gekauft.

Fotografieren soll einfach sein

Illustration zu "AGFA CLICK-I"

So wurde früher an einfachen Kameras die Belichtung gewählt. (Ähnliche Symbole werden an den aktuellen Digitalkameras  für die Einstellung des „Weißabgleichs“ genutzt. Sie haben nichts mehr mit der Belichtung zu tun.)

Die Fotoindustrie versuchte deshalb schon sehr früh, die gröbsten Fehlerquellen aus dem Weg zu räumen und das Fotografieren zu vereinfachen.
Viele Dinge wurden deshalb bald über Symbole eingestellt. Man wählt halt schneller eine Sonne oder eine Wolke statt Blende 11 oder 5.6.

In die Kameras wurden Belichtungsmesser eingebaut, so dass man keine zusätzlichen Geräte zur Messung mehr benötigte.
Und irgendwann kamen auch die ersten Belichtungsautomatiken.

Das machte die Kameras immer aufwendiger, aber die Fotoindustrie hatte natürlich auch nichts dagegen, in der Folge immer wieder ein paar neue und aufwendigere (und damit meist teurere) Fotoapparate zu verkaufen.
Und wenn damit bei den Kunden das Gefühl erzeugt würde, dass das Fotografieren dank der neuen Automatik noch einfacher sei, war das für den Verkauf weiterer Kameras auch nicht schlecht.
Man muss sich mal in diese Zeit zurück versetzen. Das ist erst einige Jahrzehnte her, aber es war damals vieles völlig anders.

Damals, als die Belichtungsautomatik erfunden wurde.

Die Belichtungsautomatiken wurden entwickelt, als der typische Haushalt in der „alten BRD“ nur etwa einen Film pro Jahr belichtete.
Oft lagen damals Tage oder Wochen zwischen zwei Fotos und so hatte die eine Fotosituation mit der später folgenden überhaupt nichts gemein. Auf das Bild mit strahlendem Sonnenschein im Urlaub folgte Wochen später ein einzelnes Dämmerungsfoto oder die geblitzte (mit Blitzbirnchen) Innenaufnahme bei der Geburtstagsfeier der Erbtante.

Da konnte es dann schnell passieren, dass der ungeübte „Fotograf“ im Eifer des Gefechtes vergaß, die Belichtung vor dem Auslösen anzupassen. Und so wurde dann halt manchmal die abendliche Feiergesellschaft versehentlich mit Blende 11 und 1/250stel auf den 21 DIN-Film fotografiert, weil man so zuletzt die Allgäuer Berge im Sonnenschein fotografiert hat. (21 DIN entsprechen 100 ISO).
Und man merkte es erst Wochen oder Monate später, dass das Bild dadurch viel zu dunkel wurde.

Heute hilft das Display

Heute würde der prüfende Blick aufs Display sofort zeigen, das da gerade etwas schief läuft. Damals hat man aber noch bis zum Ende des Films, also bis zum Ende des Jahres, warten müssen, um die Ergebnisse zu sehen. Erst wenn der Film „voll“ war und nach dem Entwickeln / Vergrößern aus der Drogerie oder dem Fotofachgeschäft kam, sah man die Ergebnisse.
Das schnelle Eingreifen war also nicht möglich, die Situation war vorbei und die Erbtante für alle Zeiten unterbelichtet. ;-)

Zwar gaben sich die Fotolabore große Mühe, um auch stark fehlbelichtete Bilder noch in verkaufbare „Abzüge“ umzuwandeln, aber die Möglichkeiten waren begrenzt.

zum Fotokurs

Fotokurse mit Tom! Striewisch

Da war es nicht schlecht, mit der Automatik zumindest bei durchschnittlichen Motiven und durchschnittlichen Helligkeiten (mittlere Helligkeit, 18% Reflektionsverhalten)  eine durchschnittlich richtige Belichtung per Automatik zu erhalten.

Warum durchschnittlich?

Illustration zu "Belichtungsmesser"

Ein Handbelichtungsmesser. Wenn die helle Kalotte vor dem Sensor war, konnte man eine Lichtmessung machen und direkt in Richtung zur Kamera die Beleuchtungsintensität messen. Die Fehler durch helle oder dunkle Motivdetails konnte man damit vermeiden. Die meisten in Kameras eingebauten Belichtungsmesser machen dagegen eine Objektmessung.

Die in den meisten Kameras verbauten Belichtungsmesser werden auf durchschnittlich hell, auf mittelhell, geeicht.
Das heisst, dass die Ergebnisse ihrer Messung zu einer Belichtung führen, die den gemessenen Bereich (in den meisten Fällen ist das der gesamte fotografierte Motivausschnitt) im Durchschnitt aller unterschiedlich hellen Flächen mittelhell wiedergeben.

Das Problem (sagt man heutzutage nicht „Herausforderung“?) für den Belichtungsmesser in der Kamera ist, dass  er nicht weiß, was fotografiert wird. Er sieht nur das vom Motiv zum ihm reflektierte Licht.

Wenn man das mal mit einem stark vereinfachten Motiv durchdenkt, wird die so entstehende Unklarheit schnell klar. (Ja, ist Absicht. ;-) )

Eine schwarze Pappe reflektiert wenig Licht. Eine graue Pappe mehr, eine weiße Pappe noch mehr.
Wenn man nur eine einzelne schwarze Pappe fotografiert (anmisst) reflektiert sie wenig Licht. Wenn man die Beleuchtungsintensität steigert, reflektiert sie auch mehr Licht.
Wenn das Licht immer heller wird, reflektiert sie irgendwann so viel Licht wie eine graue Pappe bei einer schwächeren Lichtquelle.

Der Kamerabelichtungsmesser sieht nur und ausschließlich dieses reflektierte Licht. Er kennt nicht die Beleuchtungsintensität und weiß auch nicht, dass es sich um eine schwarze Pappe handelt.
Aus seiner Sicht könnte es auch eine schwach beleuchtete mittelhelle Pappe sein. Oder eine noch schwächer beleuchtete weiße Pappe.
So wird richtige Belichtung zum Würfelspiel. Aber man fand eine (jedoch nicht perfekte) Lösung.

Voraussetzung

Bei der Eichung der Belichtungsmesser geht man davon aus, dass die meisten Motive nicht rein Weiß in Weiß oder Schwarz in Schwarz sein werden.
Sie setzen sich vermutlich vielmehr aus unterschiedlichen Anteilen unterschiedlicher Helligkeiten zusammen. Die Motive werden sich also mehr oder weniger eng um den Durchschnitt, um Mittelhell herum gruppieren.
Deshalb ist es sinnvoll, den Belichtungsmesser nicht auf Weiß oder Schwarz zu eichen, sondern auf dieses Mittelhell.
Eine mittelhelle Fläche in einem Motiv wird dann im Bild auch mittelhell wiedergegeben. Hellere Bereiche im selben Motiv werden heller, dunklere Bereich dunkler. Ein Schachbrett mit gleichmässigen Anteilen von Weiß und Schwarz wird ganz richtig in Weiß und Schwarz (im Durchschnitt also mittelhell) wiedergegeben.
Das gilt auch für das klassische Brautpaar in weißem Kleid und schwarzem Anzug.

Aber bei dieser Art der Eichung wird auch ein Motiv, das überwiegend aus Schwarz in Schwarz oder Weiß in Weiß besteht, mittelhell wiedergegeben. Und das wäre dann falsch. War aber zu Zeiten der analogen Fotografie für viele nur ein verborgener Fehler, den sie kaum bemerkten.

Und wenn die Motive vom Durchschnitt abweichen?

Selbst wenn dann mal ein Bild um ein oder zwei ganze Belichtungsstufen (EVs/LWs) nach oben oder unten daneben lag (weil das Motiv mal nicht im Durchschnitt mittelhell war) war das kein Weltuntergang.
Den Fehler bügelten der „gnädige“ analog Farbnegativfilm und das Labor hinterher meist schon aus. Man wollte schließlich Abzüge verkaufen und die durch dieses „Retten“ ausgrauenden Lichter und verblauenden Tiefen hat eh kaum jemand bemerkt. (Aktuelle analoge Beispielbilder und passende Erklärungen findest Du im Text zur analogen Bildbearbeitung hier im Blog.)

Man konnte es daher in Kauf nehmen, das viele Bilder (durch die Automatik) nicht ganz richtig belichtet wurden, wenn man dadurch vermeiden konnte, das stärkere, auch vom Labor nicht mehr zu rettende Ausreißer auftraten.
Wenn man aber die Anpassung der Belichtung komplett vergass, konnten die Fehlbelichtungen viel gravierender sein. Dann waren die Bilder vielleicht nicht mehr zu retten.
Zu der Zeit war die Automatik also eine gute Alternative zur evtl. manuellen Einstellung, bei der vielleicht die Anpassung an das aktuelle Motiv übersehen wurde.
Erst recht, da ja jede Kontrollmöglichkeit vor Ort fehlte und man die Ergebnisse in der Regel erst viel später zu sehen bekam.
Zu der Zeit war die manuelle Belichtungssteuerung einfach viel schlechter zu kontrollieren und oft mit Fehlern verbunden, wenn nicht gleich die ganze Messung wegen mangelnder Ãœbung schlicht und einfach vergessen wurde.
Kein Wunder also, dass sich sehr viele über die neuen Automatiken freuten.

Und es fehlte vor allem auch fast immer der große Vorteil, den die manuelle Belichtungssteuerung dann hat, wenn man mehrere Bilder unter ähnlicher Beleuchtung fotografiert.
Das kam halt nicht sehr oft vor, dazu wurde im Schnitt einfach viel zu wenig fotografiert. Die Situationen und damit die Lichtquellen und Beleuchtungsintensitäten wechselten meist von Bild zu Bild.

Das solltest Du mal ausprobieren

Im Zusammenhang mit dem Thema Belichtung gibt es etwas, was Du unbedingt (öfter und wenn möglich auch mit unterschiedlichen Kameras) ausprobieren solltest: eine Belichtungsreihe.
Du erhältst damit recht einfach einen Überblick über das, was die Kamera bei der Belichtung leisten kann.

Illustration zu "Belichtungsreihe"

Dazu reicht ein konstant beleuchtetes Motiv bei Tageslicht.
Man wählt dann (bei einem niedrigen ISO-wert von 100 oder 200) eine weit geschlossene Blende (hohe Blendenzahl, z.B. 22) und eine kurze Belichtungszeit, z.B 1/500stel oder kürzer.
Damit belichtet man das erste Foto, das dann im Idealfall  vollständig schwarz werden sollte.
Wenn noch viele Details erkennbar sind, wählt man eine kürzere Zeit.
Damit fotografiert man dann das erste Bild, für das zweite öffnet man die Blende um eine volle Stufe, als von 22 auf 16 (drei Drittelklicks an den meisten DSLRs und DSLMs). Wen die Blende sich nicht weiter öffnen lässt, verdoppelt man die Belichtungszeit.
Das macht man so lange, bis das Bild weiß wird. Du erhältst damit recht einfach einen Ãœberblick über das, was die Kamera bei der Belichtung leisten kann. Evtl. solltest Du es noch mit der Ausarbeitung der RAW-Daten koppeln. (Siehe: „Wer richtig belichtet, der braucht keine Bearbeitung! Stimmt das?

Heute in Digitalesien

In der heutigen Digitalfotozeit sieht es anders aus. Gleich drei wichtige Dinge haben sich geändert.

  1. Rettung ist schwerer
    Es gibt kein Labor mehr, das aus nacktem Eigeninteresse Fehlbelichtungen rettet. Statt dessen muss meist der Fotograf selber versuchen, das Bild in der Software zu retten.Und da sind die Möglichkeiten heute in einigen Bereichen eingeschränkter als früher mit Film. Der Sensor ist z.B. gerade in dem (im späteren Bild auffälligen) hellen Bereich nicht so gnädig wie der Negativfilm. Er zeigt rücksichtslos die ausbrennenden Lichter. Bei kritischen Motiven muss man deshalb präziser belichten. (Und sollte auf jeden Fall RAW verwenden.)
  2. Kontrolle ist möglich
    Es gibt die Möglichkeit, das Bild direkt vor Ort zu kontrollieren. Und das sogar mit einer sehr ausführlichen und präzisen Kontrollansicht, die mit 
    Histogramm und Clippinganzeige dem früheren „Pola“ der Profis weit überlegen ist
  3. Kosten nahezu null
    Die einzelne Belichtung kostet quasi nichts mehr. Man kann (und wird!) also mehr fotografieren.
    Und so werden zwischen den einzelnen Bildern nicht mehr Tage oder Wochen liegen, sondern manchmal nur Minuten.
    Bei einem Spaziergang am Strand oder über die Almwiesen wird man bei schönen Wetter schnell auch mal ein paar Dutzend Bilder mit gleicher Lichtquelle, mit gleicher Beleuchtungsintensität aufnehmen.

Ein Beispiel

Apropos Almwiesen, schauen wir uns diese Situation mal genauer an.
Die Sonne scheint, immer wieder ziehen ein paar weiße Wölkchen über den blauen Himmel und die Almwiese liegt malerisch im Licht.
Schnell ein Foto gemacht.

Solange die Helligkeiten gleichmässig verteil sind, das Motiv uns mittelhell erscheint, ist alles gut. Denn die Belichtungsmesser der meisten Kameras sind auf mittelhell geeicht. Die Kamerahersteller gehen davon aus, dass nur wenige Leute Weiß-in-Weiß oder Schwarz-in-Schwarz fotografieren werden.

Schneelandschaften z.B. werden wegen dieser Abstimmung auf mittelhell oft etwas zu dunkel, wie die Illustration weiter oben zeigt.
Das kann man zum Glück später in der Ausarbeitung der RAW-Daten oder Bearbeitung des JPEG-Bildes mit einer Helligkeitskorrektur oft beheben. Meist kein großes Problem.

Zu hell ist dagegen viel schlimmer. Die Wölkchen werden dann evtl. weiß. Richtig weiß! Und in diesem Weiß gibt es keine Abstufungen mehr, keine unterschiedlich hellen Bereiche, die man später wieder herstellen kann.
Die Wolken verlieren so jede Schattierung. Und damit verschwindet auch ihre Räumlichkeit, ihre Form , ihr „Körper“. Das ist ziemlich blöd, wenn dann hinterher nur noch ein weißer strukturloser Flatschen über der Landschaft schwebt.

Illustration zu Belichtungsautomatik und geänderter Bildausschnitt

Belichtungsautomatik und geänderter Bildausschnitt.

Bei der vorangehenden Illustration wurde die Kamera im Automatikmodus verwendet. Das erste Bild zeigt eine im Durchschnitt mittelhelle Szene, da passt die von der Automatik übernommene Angabe des Belichtungsmessers.
Fürs zweite Bild wurde der Bildausschnitt mit einem kleinen Schwenk nach rechts geändert. Die dunkle Hütte kommt ins Bild, der Belichtungsmesser sieht dadurch „weniger Licht“ und die Automatik ändert deshalb die Belichtung in Richtung reichlicher.

Dadurch werden alle Flächen heller wiedergegeben. Vor allem die Wolken werden zu rein weißen Flächen ohne Zeichnung, mit den bereits genannten Konsequenzen: sie verlieren (unrettbar) ihre Schattierungen und damit ihre Räumlichkeit.

Gutes Beibehalten

Die Lösung wäre ganz einfach: Die Belichtung nur einmal messen und fest einstellen. Und zwar so, dass die Wolken hell, aber nicht körperlos weiß werden. Und mit dieser Belichtung dann solange fotografieren, wie die Wolken in den Bildern von der Sonne beleuchtet werden.
Die Belichtung wird also für die Intensität der Beleuchtung festlegt. Und danach wird der Belichtungsmesser ignoriert — auch dann, wenn er bei unterschiedlicher Helligkeitsverteilung im Bild Fehlbelichtungen signalisiert.

Wäre das bei dem Bilderpaar oben so gemacht worden, wäre die Wolke (und die Wiese und der Himmel und …) auf dem rechten Bild so wie auf dem Linken.
Klappt wunderbar, denn die Beleuchtung hat sich zwischen den beiden Bildern ja nicht geändert.

Kontrolle und Konstanz

Ein ganz wichtiger Vorteil der Digitalfotografie ist die Möglichkeit, das Bild sofort nach dem Auslösen kontrollieren zu können. Gerade auch in Bezug auf ausbrennende helle Bildbereiche wie bei den Wolken. Glücklicherweise können viele Digitalkameras diese Problemstellen auf dem Kameradisplay deutlich sichtbar hervorheben. (Siehe diese Seite zur Clippinganzeige aus meinen Tipps zur Urlaubsfotografie.)

Wenn man dann nach dieser Kontrolle die Belichtung manuell richtig eingestellt hat, kann man unbeschwert und ohne weitere Kontrollen und Änderungen fotografieren. Die Belichtung bleibt ja konstant (und somit konstant richtig), weil sie manuell festgelegt wurde.
Man kann das Thema Belichtungsmessung erst einmal vergessen.

Oft sogar für lange Zeit.
Die Wolken bestehen ja den ganzen Tag über aus Wasserdampf und reflektieren deshalb das Licht immer gleich intensiv. Und die Sonne wird ihre Helligkeit über einen großen Teil des Tages erfahrungsgemäss auch nicht ändern.
Die Wolken sollen vermutlich auch auf allen folgenden Bildern zwar hell aber nicht körperlos weiß erscheinen. Da kann man den einmal gefundenen Belichtungswert (oder auch Variationen davon, dazu später mehr) einfach beibehalten.

Bis sich die Beleuchtungssituation ändert.
Ein zugezogener Himmel oder ein Weg durch den Wald wäre dann das Signal zu einer neuen Belichtungsmessung. Bis dahin aber kann man unbeschwert darauf verzichten.

Immer wieder neu

Das funktioniert aber nur manuell und nicht mit der Automatik. Die misst ja bei allen(?) Kameras bei jedem Druck auf den Auslöser neu. Und greift dann auch (unnötigerweise) in die Belichtung ein.

Wenn also bei Einsatz der Belichtungsautomatik (evtl. mittels der Belichtungskorrektur) für einen Motivausschnitt eine richtige Einstellung gewählt worden war, wird diese Einstellung nach einer neuen Messung mit geändertem Ausschnitt evtl. geändert und wird dann nicht mehr passen.

Das kann vorkommen, wenn sich die Helligkeitsverteilung im Bild ändert und der Motivausschnitt in seiner durchschnittlichen Helligkeit vom vorher fotografierten Ausschnitt abweicht. Zum Beispiel weil, wie im oben  gezeigten Beispiel, eine dunkle Hütte ins Bild kommt.
Mit Belichtungsautomatik muss man also viel öfter (eigentlich fast immer) kontrollieren und evtl. neu korrigierend eingreifen.

Wechselnde Korrekturwerte

Illustration: Das Belichtungskorrekturrad an einer Olympus Pen-F

Manche Kameras haben für die Belichtungskorrektur spezielle Einstellräder, so wie hier an einer Olympus Pen-F (*). Praktisch. Aber noch praktischer, wenn man die gar nicht benutzen muss.

Das Problem an der Belichtungsautomatik ist also nicht, dass der Belichtungsmesser falsch misst. Das würde sich bei der manuellen Belichtungseinstellung ja genauso auswirken.

Das Problem ist vielmehr, dass mit der Belichtungsautomatik bei jedem Druck auf den Auslöser neu gemessen wird. Und so, je nach durchschnittlichem Reflektionsverhalten, evtl. jedesmal neu ein anderer Korrekturwert ermittelt und eingestellt werden muss.

Wird der Ausschnitt geändert, wird ein größerer Teil des Bildes von der dunklen Hütte ausgefüllt, dann wird das Ergebnis deutlich heller. Wird ein kleinerer Teil dunkler, wird das Bild weniger stark aufgehellt. Kommt eine Schneefläche ins Bild, wird das Foto gar dunkler.
Jedesmal muss man anders korrigieren. Das ist einfach umständlich und langwierig (also eben gerade nicht einfach).

Langsame Landschaft

Oft kommt der Hinweis, das man bei einer Landschaftsaufnahme ja auch genügend Zeit zum manuellen Belichten hat.
Einfache Antwort: Ja, das ist es richtig. Man hat bei Landschaftsfotos meist mehr Zeit.
Ich möchte ergänzen: „Oft hat man sogar genug Zeit, um einen passenden Korrekturwert gegen die unerwünschten Änderungen durch die Belichtungsautomatik zu ermitteln.“ ;-)
Aber durchdenken wir ruhig mal ein anderes Beispiel, das etwas dynamischer ist.

Schwarz und weiß

Eine Hochzeit. Die Braut im weißen Kleid und der Bräutigam im schwarzen Anzug. So ein Brautpaar ist (genauso wie ein Schachbrett ;-) ) eines der Lieblingsmotive der Belichtungsmesser, da es in der Summe ungefähr mittelhell ist.
Darauf ist der Belichtungsmesser geeicht, er wird ein mittelhelles Ergebnis erzeugen, also werden auf dem Bild ein helles Kleid und dunkler Anzug zusehen sein. Perfekt!

Wenn jetzt aber die Väter mit ins Bild kommen, haben wir drei schwarze Anzüge und ein weißes Kleid. Damit ändert sich das Messergebnis des Belichtungsmessers, die Belichtungsautomatik wird reagieren und das Bild intensiver, heller belichten.
Mit etwas Pech wandert das Kleid jetzt ins „Clipping“, es wird rein weiß. Die Struktur des Stoffes und der Stickereien geht verloren. Im Extremfall verlieren wir auch noch die Schattierungen.
Die Braut scheint dann, wenn es ganz hart kommt, hinter einer in Kleidform ausgeschnittenen und weiß lackierten Holzplatte zu stehen. Oben ist der Kopf zu sehen und Arme und Beine schauen hinter der „Kleidplatte“ hervor.

Gut, im Kontrollblick aufs Display der Digitalkamera sehen wir das Clipping und können die Belichtungsautomatik per Korrekturwert anpassen. Blöd, aber machbar.
Doch was ist das?
Beim erneuten Blick durch den Sucher sehen wir nach der Anpassung der Korrektur, dass in der Zwischenzeit auch noch die Brüder und Cousins ins Bild gekommen sind. Acht schwarze Anzüge und nur ein weißes Kleid. Eine neue Korrektur wird nötig.
Und so weiter und so fort…

Mit manueller Belichtung hätten wir dagegen nach der ersten Einstellung und Kontrolle der Werte in der Folge einfach nur den Belichtungsmesser ignoriert und mit unveränderten Werten weiterfotografiert. Denn weiße Kleider und dunkle Anzüge verändern ja nicht ihre Helligkeit, nur weil sich ihre Anzahl ändert.
Wir hätten, ohne eingreifen zu müssen, immer ein konstantes Ergebnis, ein helles Kleid und dunkle Anzüge.

Der „Back-Button“ für die Belichtungsautomatik

Die Belichtungsautomatik braucht eigentlich eine Art Back-Button-Steuerung analog zum Back-Button-Autofokus.
Damit könnten wir dann die Belichtungsmessung quasi vom Auslöser trennen und immer nur dann eine neue Messung (und automatische Einstellung) veranlassen, wenn wir es für sinnvoll halten, zum Beispiel weil sich die Situation, speziell die Beleuchtung, geändert hat.
Mit einem solchen Knopf können wir dann die Automatik fast genauso gut und schnell einsetzen wie die manuelle Belichtung.
[Anmerkung:
Natürlich hätten wir dann, wenn man es genau nimmt, auch gar keine Automatik mehr. Stattdessen wären es vom Fotografen festgelegte Belichtungswerte, also ebenfalls „M“. Nur die Art der für längere Zeit gültigen Festlegung der Werte hätte sich geändert. ;-) ]

Und bei manchen Kameras gibt es tatsächlich eine Art „Back-Button“ für die Automatik. Die AE-L-Taste [Auto-Exposure-Lock, also in etwa Belichtungsautomatik-Festelltaste] ist dafür theroetisch verwendbar. Aber nicht bei allen Kameras ist sie vollständig nutzbar, manchmal ist sie gekoppelt mit dem AF-L [Auto-Focus-Lock].
Falls sie sich alleine auf die Belichtungsautomatik einstellen lässt, könnte die AE-L Taste eine Art Back-Button für die automatische Belichtungssteuerung sein, aber da bin ich vermutlich mit der direkten manuellen Einstellung der Belichtung noch schneller
In beiden Fällen kümmern wir uns erst dann wieder um die Belichtungsmessung, wenn sich die Beleuchtung ändert. (Oder die Bildidee.)

Automatisch langsamer

Man kann also prinzipiell mit der Automatik genauso präzise belichten wie manuell. Aber wenn sich das Reflektionsverhalten im Bildausschnitt ändert (zum Beispiel durch einen kleinen Kameraschwenk)  und von dem abweicht, was der Belichtungsmesser erwartet, braucht man mit der Automatik mehr Zeit.
Evtl. sogar viel mehr Zeit, weil man bei sich dynamisch ändernden Situationen für fast jedes Bild eine neue Belichtungskorrektur einstellen muss.

Der Grund, der aus meiner Sicht heutzutage gegen die Belichtungsautomatik spricht, ist, wie schon oben geschrieben, also nicht das „wie“ der Messung. Es ist vielmehr das „wie oft“ der Änderung der Einstellungen, wodurch die Automatik mit ihrem „jedesmal“ umständlich und langsam wird.

Früher war es ein Grund für die Automatik, dass Fehler erst später — oft zu spät— entdeckt werden konnten. Auch das hat sich geändert. Sollte heutzutage ein Einsteiger die Belichtungsmessung vergessen, wäre das zwar ärgerlich, aber im Gegensatz zur analogen Zeit wäre das kein völliges K.O..
Er würde ja die Auswirkung auf dem Display direkt sehen und könnte sofort eine weitere, dann hoffentlich richtige Belichtung machen.


22 thoughts on “Belichtungsautomatik? M-Modus? Wie geht das?

  1. Roger

    Sehr schöner Artikel. Aber es gibt die „Back Button Belichtung“ – die AEL-Funktion….zumindest bei Olympus kann man das so einstellen, dass die Belichtung so lange gespeichert bleibt, bis man den Speicher abschaltet. Und beim richigen Modus verwandelt sich die Taste bei MF in eine Back Button Focus Taste.

    Antworten
  2. Alex Brauner

    Hallo Tom
    Hat mir sehr gut gefallen und super erklärt. Habe mich eben dazu entschlossen „m“ehr im „M“-modus zu fotografieren. Ich denka auch es hilft auch dabei ein besseres gefühl für die Belichtung zu bekommen.
    Super, weiter so…:-)
    Schönen Gruß
    Alex Brauner

    Antworten
    1. Tom! Beitragsautor

      Hallo Alex,

      Danke für das Lob.
      Selber ausprobieren ist sicher das beste, was man machen kann.
      Viele übernehmen leider schnell das was ihnen so vorgekaut wird. Ohne es zu überprüfen.

      Schönen Tag noch!

      Tom!

      Antworten
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  10. onnola

    Vielen Dank für die ausführlichen Erklärungen!
    Ich habe vor kurzem meine erste Systemkamera angeschafft, um den Schritt vom „Knipsen“ zum „Fotografieren“ zu machen – und bin momentan noch ganz erschlagen von all den Einstellmöglichkeiten :-)
    Die Erklärungen hier helfen mir schon enorm weiter, um das Ganze besser zu verstehen – Vielen Dank fürs freigiebige Teilen!

    Antworten
    1. Tom! Beitragsautor

      Hallo,
      immer gerne, es freut mich, wenn meine Seiten helfen.
      Und wenn Du mir helfen willst, dann teile meine Seiten in den sozialen Medien mit Deinen Freuden und Gruppen.
      Danke,
      Tom!

      Antworten
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  16. Hannes Reinhardt

    Hallo Tom, eigentlich kennen wir uns schon recht lange! Eigentlich….Als ich noch lange vor den Digitalkameras mit Minolta und Film unterwegs war und das Internet aus den tollen Textbasierten Gruppen wie „de-rec-fotografie“ bestand, haben wir uns doch öfter dort getroffen. Auch wenn mittlerweile fast alles anders, schneller, besser ist: Deine Fotoschule ist schon geil, deine Ausdauer in dem Bereich doch schon faszinierend! Ich schaue schon manchmal rein um etwas nachzulesen oder einfach gute Infos zu bekommen, ähnlich wie beim damaligen Kollegen Elmar Baumann, kennst du sicher noch. Habe mir halt gedacht ich schreib dir mal ein paar Zeilen…..Schön daß es noch heute so aktuell ist wie damals…..lg Hannes (Slamjack)

    Antworten
    1. Tom! Beitragsautor

      Hallo Hannes, danke für das dicke Lob. Einen Teil der d.r.f ler sehe ich noch bei den jährlichen Treffen der NG. Aber das letzte ist wegen Corona leider schon über zwei Jahre her. Mal schauen, ob es in 2022 klappt.
      Viele Grüße,
      Tom!

      Antworten
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