Canon A1 – Der Husten ist weg
Die Spiegelreflexkameras der Canon A Baureihe sind mittlerweile fast alle über 35 Jahre alt. Und so unterschiedlich die einzelnen Typen von AV-1 bis A-1 auch waren, sie alle(?) haben ein gemeinsames Handicap: nach und nach kann die Kamera am „Canon-Keuchhusten“ erkranken.
Die davon betroffenen Kameras machen beim Auslösen „interessante“ Geräusche, die irgendwo zwischen Quietschen und Husten einzuordnen sind. Daher auch die Bezeichnungen „Husten“ oder „Keuchhusten“ oder „Asthma“.
Die „Erkrankung“ kann man aber auch mit bloßem Auge sehen, bei den betroffenen Kameras bewegt sich der Spiegel deutlich langsamer, fast zähflüssig oder wie in Zeitlupe.
Im Internet gibt es einige Anleitungen, um das Problem mit einfachen Mitteln zu beheben. Und da ich auch ein betroffenes Modell habe, das dank des Husten quasi nicht mehr zu verwenden war, habe ich mir gedacht: „Selbst ist der Mann!“ und habe es ausprobiert.
Nach Rückfragen und etwas (auch Facebook-) Recherche habe ich online eine Anleitung gesucht und mich ans Werk gemacht.
Doch vor der Reparatur ein wenig zu meiner persönlichen Geschichte mit den Kameras der A-Reihe von Canon.
Canon A-1
Die Canon A-1 war sozusagen das Semiprofi-Modell. Oder anders gesagt: sie war das Flagschiff der eher für den Amateur gedachten A-Reihe von Canon. (Für die Profis gab es ja die verschiedenen Versionen der legendären F1).
Von den frühen 70igern an wurden mehrere A-Kamearamodelle gebaut, soweit ich mich erinnere hatten alle bis auf eine Belichtungsautomatiken.  Die Modelle (AV-1 und AL-1) waren reine „Zeitautomaten“, d.h. sie boten Blendenvorwahl (heutzutage meist mit „A“ oder Av“ an den Kameras gekennzeichnet).
Die AE-1 war ein sogenannter Blendenautomat, hatte also einr Zeitvorwahl (an aktuellen Kameras unter „T“, „Tv“ oder „S“ zu finden). Damit war sie prädestiniert für Leute, die bei ihren Fotos eher Wert auf die Abbildung der Bewegung legten und deshalb spezielle Zeiten nutzen wollten.
Da man an der AE-1 nicht nur die Belichtungszeit sondern auch die Blende von Hand einstellen konnte, war prinzipiell auch eine manuelle Belichtungssteuerung möglich. An den beiden Zeitautomaten gab es dagegen nur eine „Notzeit“ von 1/60stel, da war manuelles Belichten nur sehr eingeschränkt möglich.
Die zweite Version der AE-1 (AE-1 Program) bekam dann noch eine zuätzliche Belichtungsautomatik, eine Programautomatik (heute: „P“). Ob die damals sinnvoller war als heutzutage, lasse ich mal offen. ;-)
Zu der Zeit waren einige Dinge anders zu bewerten als heute, das galt auch für die Belichtungsautomatiken. Wenn Du das Thema Belichtung und Belichtungsautomatik vertiefen willst, empfehle ich Dir als Einstieg die folgenden Beiträge von mir:
Zur Zeit dieser Kameras gab es kein Facebook und keine Foren, aber das hinderte einen Teil der Fotografen nicht, sich ganz wie heute die Köpfe über Fototechnik heiß zu reden.
Während in der digitalen Zeit der Fotografie verschiedene technische Features wie AF, Sensorgröße, Auflösung, Rauschen etc. dabei die Streitthemen sind, gab es damals in den Leserbriefspalten der Fotomagazine heftige Auseinandersetzungen darum, ob nun Blendenvorwahl oder Zeitvorwahl besser wären.  ;-)
Glücklicherweise gab es dann bei Canon einen Problemlöser, die A-1. Sie konnte die Belichtungszeit genauso automatisch wählen wie die Blende. Ja, es gab sogar eine Kombination beider Automatiken, die Programmautomatik. (Herz, was willst Du mehr? )
Eher exotisch war eine Ausführung mit einem Vorläufer des Autofokus. Die AL-1 konnte mit die richtige Fokussierung messen und anzeigen.
Und wenn ich mich recht erinnere, gab es auch ein allgemein nutzbares Autofokus-Objektive (FD 35-70 3.5 AF)  für die Kameras der A-Reihe mit dem FD-Bajonett.
Am Rande:
Eine AE-1 PROGRAM bildete wohl die Sound-Vorlage für das simulierte Auslösegeräusch einer iPhone-Kamera. Angeblich besaß Steve Jobs dieses Model,
Aber keine Sorge, am iPhone tritt der Husten aber in der Regel auch nach mehreren Jahren nicht auf. ;-)
Mein Weg zur A-1
Die A-1 war meine erste eigene „richtige“ Kamera.
Zwar hatte ich mir vorher schon einen anderen Fotoapparat gekauft, aber den zähle ich eigentlich nicht mit. Es war das damals kleinste kleinste Modell der A-Reihe, eine AV-1. (Und fast wäre es die Schwester der AV-1 aus dem Hause Nikon, die Nikon EM geworden.)
Das Gehäuse der AV-1 war nicht sonderlich kleiner als andere Kameras. Sie war klein vor allem in Bezug auf den Preis und die Möglichkeiten
Als reiner Zeitautomat (so nannte man damals Kameras mit Blendenvorwahl) war die AV-1 mein erster echter und recht schnell auch ungeliebter Fehlkauf.
Wie das so ist bei der ersten Kamera…
Die Belichtung liess sich nicht zuverlässig und schnell korrigieren und manuelles Belichten ging auch nur mit großen Verrenkungen, da die Kamera nur eine feste (Not-) Belichtungszeit hatte, eine 1/60stel(?) Sekunde.
Alle anderen Zeiten konnten nur von der Kameraautomatik ausgewählt werden.
Dadurch war eine zielsichere Belichtung recht umständlich. Und das galt auch für das gestalterische Experimentieren mit der Belichtungszeit. Ja, man kann das Fotografieren zur Not auch so lernen, aber alles in allem war das doch eher frustrierend.
Glücklicherweise bekam ich durch einen guten Job zwischen Zivildienst und Uni recht kurz nach diesem Kauf etwas Geld in die Hand und konnte mir eine A-1 kaufen. Sie muss so um 1.000,00DM gekostet haben, gefühlt heute in Euro deutlich über 1.500,00€ eher 2.000,00€. War ein ganz schöner Happen!
Darum musste ich auch die AV-1 in Zahlung geben. (Ich war deshalb aber nicht wirklich traurig.)
Wow!
Die A-1 war nun etwas ganz anderes. Jede Menge Knöpfchen und Einstellungsmöglichkeiten, ein Computer in der Kamera, LED-Anzeigen im Sucher, Blendenvorwahl, Zeitvorwahl und Programmautomatik, Anschluss für einen Winder (2 Bilder pro Sekunde) und sogar einen Motor für 5 Bilder pro Sekunde.
Mit einer automatischen Umschaltung auf die passende Blitzsynchronzeit, Gegenlichtkompensation und Abblendtaste. Alles Dinge, nach denen heute kein Hahn mehr kräht. ;-)
Ein „Hammergerät“ (im wahrsten Sinne, sie war anscheinend auch recht stabil gebaut), bei dem  mir aber zu Anfang die vielen Optionen eher im Weg standen. Zu Anfang erzeugte die moderne Technik auch eine gewisse (Belichtungs-) Automatik-Gläubigkeit, die ich erst einige Zeit später ablegte (Warum das sehr sinnvoll sein kann, kannst Du hier bei mir lesen.)
Die A-1 blieb mehrere Jahre bei mir. Sie war auch mein einzige Kamera während der ersten Semester des Fotostudiums. Aber irgendwann musste ich auch sie in Zahlung geben, um mir eine günstige gebrauchte F-1 (New F-1) kaufen zu können. (Das war dann nochmal eine ganz andere Kameraliga.)
Aber irgendwie habe ich der A-1 —im Gegensatz zu AV-1 — auch immer hinterher getrauert, sie war halt die erste „richtige Kamera“ in meinem Leben. Mit ihr habe ich viel gelernt. Und auch einige „schöne“ Fotos gemacht.
Mittlerweile besitze ich wieder eine A1. ich bekam sie von einem Kursteilnehmer geschenkt. Es ist zwar nicht die eine von damals, aber es ist eine echte A1.
Und so hatte sie auch den bekannten Canon A-Keuchhusten. Und davon wollte ich sie kurieren.
Reparatur
Ich bin keinesfalls als Feinmechaniker zu bezeichnen und Basteln etc. ist auch nicht so mein Ding. Viele Geräte die ich reparierte, funktionierten hinterher wieder. Böse Zungen behaupten, dass sie trotz meiner Reparatur noch funktionieren.
Und machmal anders als vorher. ;-)
Ich brachte also gute Voraussetzungen mit, um bei der Reparatur mehr Schaden anzurichten als zu beheben.
Trotzdem habe ich mich frisch ans Werk gemacht, denn die Kamera war ja so wie sie war eh kaputt. Und zur Reparatur wollte ich sie auch nicht schicken.
Im Internet kursieren viele Anleitungen zur Reparatur dieses häufig auftretenden Problems. Und nach etwas Recherche bei Facebook und einem Besuch der Fachschule Youtube  habe ich mich getraut.
Ein Spritze mit Kanüle in der Apotheke besorgt, den alten Uhrmacher-Kreuzschlitzschaubendreher in der Schublade gesucht und los gings.