Wie funktioniert das mit dem Blitzen?
Hilfe, ich muss blitzen, aber das wird nichts!
(Überarbeitet und ergänzt 16.12.2021)
Das kennt wohl jeder, der schon einmal den Blitz benutzt hat. Das Blitzgerät, ob eingebaut oder als externer kompakter Aufsteckblitz, erfordert einfach ein wenig Erfahrung.
Es ist dabei natürlich sehr hilfreich, wenn man sich mit den technischen Voraussetzungen der Kamera schon einigermassen auskennt.
Wenn Du dagegen gerade erst noch das Fotografieren lernst — noch mit Belichtungszeit, Blende und ISO kämpfst — dann ist es richtig schwer, auch noch zusätzlich parallel den Umgang mit dem Blitzlicht zu lernen.
Aber manchmal geht es nicht ohne. Damit Du dann beim Einsatz eines Blitzgeräts vorbereitet bist, möchte ich Dir jetzt hier ein paar Tipps geben. Die waren Dir auch schon in dieser Anfangsphase schon helfen, mit dem Blitz besser klar zu kommen.
Allerdings möchte ich das der Ãœbersichtlichkeit halber auf zwei Beiträge zu dem Thema „Fotografie und Blitzlicht“ aufteilen, hier ist der erste Teil.Â
Der erste Tipp zum Blitz lautet: Nicht blitzen!
In vielen Fällen wird der Blitz ja eingesetzt, weil das Licht zu schwach ist. Dann wären ohne Blitz (oder andere Eingriffe) lange Belichtungszeiten nötig, dadurch kann es zum gefürchteten Verwackeln kommen.
Oft schaltet in solchen Fällen die Kamera den Blitz dann einfach automatisch (und leider oft unkontrolliert) zu. Doch das ist fast immer eher ein zusätzliches Problem als eine Lösung. Der Einsatz des Blitzes kann zu einigen, manchmal hässlichen, Änderungen im Bild führen.
Dann sind andere Wege besser geeignet, speziell der (hoffentlich vorhandene) Stabilizer in Kamera und/oder Objektiv oder eine höhere Empfindlichkeitseinstellung (ISO).
— oder das Stativ.
Stativ
Bei Aufnahmen mit wenig Licht ist diese Unterstützung für die Kamera der Königsweg. Aber das gilt nur für Motive, bei denen keine Bewegung vorkommt oder diese Motivdetails ruhig In Bewegunsgunschärfe verwischt dargestellt werden dürfen.
Ein für Freihandaufnahmen zu dunkler Innenraum, z.B. eine Kirche, kann mit Stativ auch mit niedriger Empfindlichkeit fotografiert werden. Damit vermeidet man das Rauschen.
Daß die sich bewegenden Besucher der Kirche durch die lange Belichtungszeit verwischt abgebildet werden, ist evtl. sogar erwünscht — im Idealfall sind sie so im endgültigen Bild gar nicht mehr als Individuen zu erkennen.
Und wenn die Belichtungszeit richtig lang ist und es nur wenige Besucher sind, wird man diese im fertigen Bild wohlmöglich gar nicht sehen. (Mit solchen langen Belichtungszeiten hat man früher belebte Plätze ohne störende Menschen fotografiert.
Natürlich wiegt ein Stativ etwas und nimmt auch Platz weg, aber mittlerweile gibt es durchaus einige leicht und bezahlbare Optionen. Neben meinen großen und schweren Profistativen für die Architektur- und Industriefotografie mit richtig großen Kameras setze ich im Urlaub gerne ein kleines leichtes Reisestativ(*) ein.
Stabilizer und ISO
Wenn Deine Kamera und/oder Deine Objektive einen „Stabi“ (Stabilizer) haben, dann schalte ihn bei wenig Licht auf jeden Fall ein.
Entweder geht das am Objektiv oder am Kameragehäuse (dort dann meist im Menu), das ist unterschiedlich.
Der Stabiler wird mit IS,  OS oder VR oder … bezeichnet und hilft Dir, das Verwackeln zu verringern oder gar ganz zu vermeiden. Zumindest in Grenzen klappt das mittlerweile recht gut.
Du kannst auch eine höhere Empfindlichkeit (ISO-Wert) an der Kamera einstellen. Dadurch braucht die Kamera weniger Licht und dadurch kannst Du mit kürzeren Veschlußzeiten fotografieren.
Einigermassen aktuelle Modelle machen auch bei ISO-Werten von 1600, 3200 oder gar 6400 noch gute Bilder. In der 100% Ansicht sieht man dann zwar tatsächlich mehr oder weniger starkes Rauschen, aber da man die Bilder meistens nicht aus so kurzer Distanz wie in der 100% Ansicht ansieht, ist das in der Praxis oft nicht so schlimm. ( Mehr Zum Thema Abstand , Bildqualität, Rauschen und Megapixel findest Du hier in meinem Blogbeitrag.
Mach doch einfach mal ein paar Testbilder mit unterschiedlich hohen Empfindlichkeiten und druck diese in „üblicher“ Größe aus. Du wirst sehen, das Rauschen ist oft gar nicht so schlimm, wie man vermutet.
Und es gibt auch noch eine sehr gute Möglichkeit, das Rauschen sehr effektiv zu bekämpfen. Auch ohne Stativ und Stabilizer. Wenn Du schon bei der Aufnahme daran denkst, mehrere Bilder zu machen. Hier erkläre ich Dir wie Du Deine Bilder auf diese Art recht effektiv entrauschen kannst.
Stabi und hoher ISO-Wert helfen Dir bei wenig Licht. evtl. kannst Du so ganz auf das Blitzen verzichten.
Und natürlich helfen auch lichtstarke Objektive. Eine recht preiswerte Möglichkeit, ein wenig in die Welt der „Lichtriesen“ zu schnuppern, waren die 50mm 1.8er Objektive der verschiedenen Hersteller für deren DSLRs.
Das Preisgefüge hat sich nun mit dem „Spiegellosen“ zwar grundsätzlich geändert, aber oft kann man die alten preiswerten Objektive per Adapter an die neuen Kamera bringen.
Hier findest Du einige bei Amazon (*)
Doch manchmal geht es nicht ohne Blitz.
In dem Fall gibt es aber zum Glück ein paar Tricks, die Du unbedingt mal ausprobieren solltest. [Bitte nicht erst dann, wenn es zu spät ist und das Brautpaar sich bereits die Ringe anstecken will. ;-) ]
Oft ist der Blitz einfach nur etwas zu stark. An vielen Kameras/Blitzen gibt es die Möglichkeit, das Verhältnis des Blitzes zum restlichen Licht einzustellen.
Wie geht das?
Du kennst sicherlich die Belichtungskorrektur für die Automatik. (Falls nicht, so solltest Du das dringend nachholen. Lies Dir das Kapitel Belichtung in meinem kostenlosen „Fotolehrgang im Internet“ durch. Oder noch besser, komm in meinen (nicht kostenlosen aber preiswerten) Fotokurs, dann erkläre ich Dir das persönlich).
Diese Belichtungskorrektur wirkt sich global auf das ganze Bild aus.
Wenn Du in einem Raum mit etwas Licht und zusätzlich einem Blitz fotografierst, dann wird durch eine Minuskorrektur das ganze Bild dunkler und durch eine Pluskorrektur das ganze Bild heller. Es wird also die gesamte Helligkeit, Blitz plus vorhandenes LIcht, beeinflusst.
Wenn Du dagegen nur die Blitzlichtkorrektur einsetzt, wird auch nur der Anteil des Blitzlichtes dadurch geregelt.
Der überwiegend nur vom Umgebungslicht beleuchtete Motivteil verändert sich dann nicht oder nur kaum, der vom Blitzlicht stärker beeinflusste Vordergrund des Bildes dagegen wird heller oder dunkler, je nach Einstellung der Korrektur.
Ich habe bei vielen meiner Kameras diese Blitzbelichtungskorrektur standardmässig auf -2/3 stehen (wenn ich automatisch blitze).
Das hilft manchmal auch bei dem jetzt folgenden Blitzproblem.
Entfernte Dunkelheit
Ein anderes typisches Blitzproblem hängt mit dem natürlichen Helligkeitsverlust in die Tiefe des Motivs zusammen. In doppelter Entfernung muss das Licht eine viermal so große Fläche ausleuchten, d.h. das dort am jeweiligen Motivdetail nur ein Viertel des Lichtes ankommt.
[Ein Verlust an Helligkeit im Quadrat der relativen Entfernung, dreifache Entfernung 1/9, vierfache Entfernung 1/16. Siehe Strahlensatz in der Mathematik. ;-) ]
Im Vordergrund gibt es dadurch weiße Gespenster, der Hintergrund versäuft dagegen in Schwarz. Zum Glück gibt es dagegen verschiedene hilfreiche Tricks, die ich jetzt mit Dir teilen will.
Passende Belichtungszeit
Viele Kameras verwenden zum Blitzen die kürzeste Zeit, mit der Blitz mit der Kamera zusammenarbeiten kann, die sogenannte Synchronzeit. Das ist die kürzeste Zeit, bei der der Verschluss der Kamera für einen kurzen Moment noch vollständig geöffnet ist.
Zum Hintergrund: bei Kameras (bzw. Objektiven, denn da war er oft eingebaut) mit einem heutzutage eher unüblichen Zentralverschluss wurde in der Regel immer das komplette Bild auf einmal belichtet.
In den heute im digitalen Bereich weit verbreiteten DSLRs und spiegellosen Systemkameras (DSLMs) ist dagegen fast immer ein Schlitzverschluss zur Steuerung der Belichtungszeit aktiv.
Und dieser gibt das komplette Bild nur bei längeren Belichtungszeiten vollständig frei.
Denn dieser Schlitzverschluss ist relativ langsam, kurze Belichtungszeiten wären damit schwierig zu realisieren. Um trotzdem kurze Belichtungszeiten zu ermöglichen griff man deshalb zu einem Trick. Mehr dazu im übernächsten Abschnitt.
Testen und Ãœben
Kurz ein wenig Eigenwerbung zum Blitzen: ich veranstalte einen Abendkurs zum Thema „Kompaktblitz“, in dem wir nach einem knapp einstündigen Theorieteil in die Probier-Praxis einsteigen.
Das Testen und Ausprobieren ist beim Blitzen-Lernen noch Weichtiger als beim Fotografieren-Lernen, es ist wichtig ein Gefühl für das Licht und seine Möglichkeiten und „Herausforderungen“ zu bekommen.
Das lernt man nicht an einem Tag und erst recht nicht an einem Abend. In dem ausführlichen Praxisteil des Kurses versuche deshalb, Dir in erster Linie ein Grundgefühl für den Blitz zu geben und Dir zu zeigen, wie Du in Zukunft selber zielgerichtet und mit Überlegung weiter experimentieren kannst, um Deinen Weg mit Deinem Blitz zu finden.
Dazu werden wir (besser: Du, ich helfe dabei nur)  die verschiedenen Einstellungen und Möglichkeiten ausprobieren.
Der nächste Kurs ist am Abend des 18.10.23 (Mittwoch), anmelden kannst Du Dich unter https://www.fotoschule-ruhr.de/kompaktblitz.php
Synchronzeit
Der zu belichtende Teil des Bildes wurde dabei einfach verkleinert, so dass der Verschluss nicht wie beim Zentralverschluss das ganze Bildfenster auf einmal freigeben muss. Statt dessen wandert beim Schlitzverschluss bei den kurzen Belichtungszeiten ein mehr oder weniger breiter „Belichtungsschlitz“ über das Bildfenster, so dass das Bild quasi streifenweise erst nach und nach belichtet wird.
Da dieser Streifen fliessend über das Bild gleitet, gibt es zwischen den einzelnen Teilbildern einen gleichmässigen Übergang, dieses Aufnahmeverfahren ist deshalb (zumindest auf den ersten Blick) im späteren Bild nicht sichtbar.
Im folgenden Zeitlupenvideo kann man sehr schön den wandernden Schlitz sehen.
Das Verfahren wird mit zwei Verschlussvorhängen (heute nicht mehr aus Tuch, sondern meist aus Lammellen bestehend) umgesetzt. Im Ruhezustand verschliesst der erste „Vorhang“ das Fenster. Mit Druck auf den Auslöser wandert dieser Vorhang los und gibt einen ersten schmalen Bereich des Bildfensters frei.
Mit einem kleinen zeitlichen Abstand wandert dann auch der zweite, vorher nicht sichtbare Verschlussvorhang los und verschliesst das Fenster wieder. Je kürzer die Belichtungszeit sein soll, desto kleiner ist der frei Bereich zwischen den beiden „Vorhängen“ und desto kleiner ist der wandernde Schlitz.
Wenn nun der Blitz während der Belichtung das Motiv beleuchten soll, so gibt er sein Licht nur für einen sehr kurzen Zeitraum ab. Bei kurzen Belichtungszeiten, wenn also ein Schlitz über das Bild wandert, wird der Bereich des Bildes beleuchtet, der in dem Moment gerade vom Belichtungsschlitz frei gegeben ist. Der restliche Teil des Bildes sieht nichts vom Blitzlicht.
Auf diese Art wird nur ein Teil des Bildes richtig (mit Blitz) belichtet, der Rest des Motivs wird erst belichtet, wenn der Blitz bereits wieder verloschen ist. Je nach Situation wird er mehr oder weniger dunkel bleiben.
Um das ganze Bildfenster mit dem Blitz zu belichten, darf die Belichtungszeit also nicht so kurz sein, dass der Verschluss nur noch einen Schlitz frei gibt.
Die kürzeste Zeit, bei der das Bildfenster noch für einen winzigen Moment komplett frei ist, ist gleichzeitig die kürzeste Zeit, bei der man noch das tBlitzlicht verwenden kann.
Man nennt sie die Synchronzeit.
(Mehr dazu im Fotolehrgang im Internet im Kapitel zum Blitzen oder in meinem Abendkurs zum Thema Kompaktblitz).
Ändere die Belichtungszeit
Wenn diese kürzest mögliche Blitzbelichtungszeit verwendet wird, kommt das Umgebungslicht aber oft kaum zum Zug.
Wenn Du dagegen beim Blitzen längere Belichtungszeiten verwendest, kann sich das Umgebungslicht stärker auswirken und den Hintergrund, in dem das Blitzlicht nur sehr schwach ist, aufhellen.
Der Vordergrund wird also primär vom Blitz beleuchtet, der Hintergrund dagegen vom vorhandenen Licht.
Versuch doch einfach mal Schritt für Schritt die Belichtungszeiten zu verlängern.
Das geht bei vielen Kameras leider nicht in der Vollautomatik. Aber in „TV“, „T“ oder „S“ (Belichtungszeitvorwahl oder „altdeutsch“ Blendenautomatik) wird das gehen.
Der Blitz wird durch diese längere Zeit fast gar nicht beeinflusst, aber das zusätzlich im Motiv vorhandene Licht kann sich so stärker im Bild auswirken.
Natürlich steigt so durch die längere Zeit auch die Verwacklungsgefahr, aber der kurz leuchtende Blitz friert die Objekte/Menschen im Vordergrund ein und der durch die im Dunklen meist weiter geöffnete Blende eh etwas unschärfere Hintergrund kann dann ruhig ein wenig verwackelt sein. Das sieht trotzdem oft besser aus, als wenn dort alles in Schwarz versäuft.
Das muss aber doch nicht sein!
Fotokurs Bildgestaltung . 19.10.24/20.10.24 (Sa./So.) Ein ganzes Wochenende
mit Praxis und Theorie
rund um das bessere Foto.
Und was das überhaupt ist ...
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Höherer ISO-Wert beim Blitzen
Auf die gleiche Art kann sich auch ein höherer ISO-Wert (siehe auch oben) auswirken. Trotz des Blitzes die Empfindlichkeit zu steigern kann sehr sinnvoll sein, denn so kann sich das Umgebungslicht bei gegebener Kombination von Belichtungszeit und Blende stärker im Bild (speziell seinem Hintergrund) auswirken.
Und die Automatik des Blitzes berücksichtigt die höhere Empfindlichkeit, so dass der angeblitzte Bereich nicht zu hell wird.
Ein praktischer Nebeneffekt, man braucht auf diese Art weniger Energie für den Blitz, kann also öfter und schneller hintereinander blitzen.
Das hier detaillierter zu erklären, würde den Rahmen eines Tipps sprengen, Du kannst die Grundlagen zum Blitzen aber gerne noch ausführlich in meinem kostenlosen Fotolehrgang im Kapitel „Blitz“ nachlesen.
Oder Du kommst zu meinen Abendkurs zum Thema „Kompaktblitz“.  Wann der nächste ist und wie Du Dich anmeldest erfährst Du unter https://www.fotoschule-ruhr.de/kompaktblitz.php
Hier geht es nun zur Fortsetzung der Blitztipps:Â Wie funktioniert das mit dem Blitzen? (Tipp 2)
Und zum Fotografien bei wenig Licht habe ich noch einen weiteren Text: „Fotografieren bei wenig Licht!“
Fotokurse mit Tom! Striewisch
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