Endlich raus aus der Automatik?

Illustration eine Modus-Wahlrads einer Digitalkamera (Olympus Pen F)

Diese Kamera hat keinen Szeneneinstellungen. Neben iAuto und dem Videomodus gibt es „nur noch“ M, S, A, P und vier benutzerdefinierte Einstellungen

Ich habe aufgeräumt. Und bei der Durchsicht einiger Fotozeitschriften aus der letzten Zeit fielen mir zwei Titelbilder (sogar ein und der selben Zeitschrift) auf, die beiden Ausgaben waren etwa ein Jahr auseinander.

Auf beiden Titeln waren große Hinweise, dass es in den Heften umfangreiche Artikel zum Thema „Endlich raus aus der Automatik“ geben würde.

Nach einem kurzen Durchblättern der beiden Artikel wurde schon klar, dass das Thema „Belichtungsautomatik vs. Manuell“ hier, wie leider oft, zum Teil viel zu umständlich dargestellt wird.

Da wird dann mit Tabellen von Lichtwerten (EVs, Exposure Values“) hantiert, es werden Blendenzahlen und Belichtungszeiten berechnet, etc. pp.
Prinzipiell bin ich ja ein Freund von ausführlichen Erklärungen — sieht man ja auch am Fotolehrgang.de und an manchen Beiträgen in meinem Blog hier ;-) .

Aber um das Thema manuelles Belichten zu erklären, braucht man kein Fachchinesisch und keine Lichtwerte, dass schreckt die Einsteiger nur ab.

Wenn ich bösartig wäre, würde ich sagen, damit klärt man den Leser nur genau soweit auf, dass die Anzahl seiner Fragezeichen steigt und auch der nächste Artikel zum Thema ohne weiteren Lernerfolg gelesen wird.
Das sorgt dann für eine tolle Leser-Blatt-Bindung. Zumindest bis der Leser den Schmu bemerkt. ;-)

Es geht mir hier um die Belichtungsautomatik, das hat nichts mit dem Autofokus zu tun. Falls Du noch ganz am Anfang stehst, verwechsel bitte nicht die Belichtungsautomatik mit der Umschaltung zwischen AF und MF (Autofokus/ Manueller Fokus) — sonst erhältst Du viele unscharfe Bilder.
Wenn Du das Thema Autofokus vertiefen möchtest habe ich einen speziellen Artikel dazu geschrieben:
Autofokus oder manuelles Fokussieren oder …

Man könnte ja glatt glauben, das Thema manuelles Belichten würde mit Absicht kompliziert gemacht.

Warum der Respekt vor M?

Ich habe den Eindruck, dass wirklich viele Fotofreunde glauben, dass auf der fotografischen Entwicklungsleiter nach dem Anfänger- und dem Fortgeschrittenenstatus (Fotoamateur will wohl aktuell niemand sein, der Begriff scheint zu verschwinden) das manuelle Belichten die nächste Stufe auf dem Weg zu dem vermeintlichen Fotogott „Profi“ darstellt.

Die Idee scheint weit verbreitet zu sein, daß man ohne Automatik fotografieren müsse, falls man es mit der Fotografie ernst meint.
Eventuell liegt es daran, dass man immer mal wieder in Foren etc. auf Kommentare und Antworten stößt, an denen die Verwendung einer Belichtungsautomatik als Ursache für ein nicht-gelungenes Bild angesehen wird. „Du musst in „M“ fotografieren, dem Meister-Modus.“ heißt es dann gelegentlich.

Das ist aber natürlich völliger Humbug, dem Bild an der Wand später ist es völlig egal, ob Blende 11, 1/125 bei ISO 100 durch Person XY oder durch die Automatik eingestellt worden sind.
Die selbe Einstellung führt zum selben Ergebnis.
Und wenn die eingestellten Werte zur richtigen (gewünschten) Belichtung führen, dann lässt sich auch mit dem ach-so-komplizierten und mystisch-magisch-mirakulösen „M“ an der Belichtung nichts mehr verbessern.

Das diese Entscheidung „automatisch“ oder „manuell“ nicht nur mit Helligkeit und Kontrast, sondern vielleicht auch ein wenig mit dem Selbstwertgefühl und der Selbsteinschätzung des Fotografen zu tun hat, merke ich auch an den Reaktionen in den sozialen Medien und Live-Gesprächen, in denen ich auf die Vorteile der manuellen Einstellung hinweise (die fast gar nichts mit der gestalterischen oder technischen Qualität des später an der Wand hängenden Bildes zu tun haben).
Da beobachte ich oft eine Art Verteidigungshaltung, als wäre man mit der Wahl A,AV,T,TV oder S zu einem Fotografen niederer Güte geworden und müsse sich dafür entschuldigen.

Neben dem Nimbus des „richtigen Fotografen dank M“ ist ein anderer gelegentlich genannter Grund für den Einsatz des M-Modes die „Entschleunigung“, die damit angeblich einhergehen soll.
Wenn ich dann erkläre, dass ich „M“ verwende, um schneller als mit  der automatischen Belichtung zu sein, stößt das dann zumeist auf Zweifel. ;-)

Falls nicht M, welche Automatik sollte man wählen?

Wenn Du Dich gegen M enstcheidest, ist es wichtig, die passende Automatik für Dein Vorhaben zu finden.
Früher gab es zwei oder drei Belichtungsautomatiken, da war das einfach.
Heute sind es oft mehr Automatiken als Blendenwerte zur Verfügung stehen.

Was nimmt man am besten?
Die evtl. vorhandenen Szenenprogramme Deiner Kamera geben Dir immer „massengeschmackstaugliche“ Belichtungseinstellungen vor.
Für Portraits eine kleine Blendenzahl für fettes „Bokeh“. Immer!
Leider auch dann, wenn Du den Schuster in seiner Werkstatt portraitierst und eigentlich den ganzen Raum mit den Werkzeugen etc. gerne im Bild klar und deutlich erkennen würdest.

Illustration zu "Szenenprogramme"

Unter der Vollautomazi (grünes Rechteck) folgen die typischen Szenenprogramme. Porträt, Landschaft, Makro, Sport, Nachtaufnahme. Danach kommen „Blitz deaktiviert“ und dann der Videomodus.

Das Szenenprogramm Sport bevorzugt kurze Belichtungszeiten, um die Bewegung einzufrieren. Immer!
Leider auch dann, wenn Du mit einem „Mitzieher“ Geschwindigkeit vermitteln möchtest.

Und die Vollautomatik? Die würfelt aus, welches Szenenprogramm sie für Dein Bild verwendet, was soll sie sonst machen.
Selbst dann, wenn sie intelligent oder überlegen ist.
Sie weiß ja nicht, was Du fotografierst.

Von der Vollautomatik solltest Du also evtl. die Finger lassen und auch die Szenenprogramme nur einsetzten, wenn die Ergebnisse Deiner gestalterischen Vorstellung entsprechen. (wenn überhaupt…)

Du kannst Dich aber für die anderen Automatik entscheiden, es gibt ja noch

P (Programmautomatik)
A/Av (Blendenvorwahl)
T/Tv /S (Zeitvorwahl)

P ist so etwas wie eine Vollautoamtik für die Belichtung mit den entsprechenden Nachteil, dass Du nicht oder nur umständlich in Schärfentiefe und Bewegungsdarstellung eingreifen kannst.

Bleiben noch A/Av und T/Tv/S. Nimm diese, damit hast Du trotz Automatik die Gestaltungsmöglichkeiten noch voll in der Hand.

Warum nun doch „M“

Vorab: Du fotografierst nur dann wirklich mit manueller Belichtungssteueuerung, wenn die ISO-Automatik ausgeschaltet ist!

Auch ich empfehle (aber nur wenn Du möchtest, lass Dich bloß nicht „zwingen“) die manuelle Belichtung. Der Grund dafür ist der Komfort beim Fotografieren. (Auch wenn manche das anscheinend glauben: ein Bild wird nicht besser, nur weil man sich das Leben beim Fotografieren schwer gemacht hat.)

Die Automatik macht auf den ersten Blick alles richtig, wenn sie die Belichtung bei jedem Druck auf den Auslöser an die aktuelle Situation im Sucher anpasst.
Das Problem ist der Belichtungsmesser, der dann jedes Mal versucht, Vorgaben für ein im Durchschnitt mittelhelles Bild zu erzeugen. (Einige Messmethoden versuchend das ein wenig zu gewichten, aber das Prinzip bleibt.)

Nehmen wir als Beispiel ein klassisches Landschaftsfoto eines Felsen im Sonnenlicht. Bei einem kleinen Schwenk nach oben (um den Felsen aus der meist langweiligen Mitte ein wenig nach unten zu versetzen) wird der Anteil des hellen Himmels im Bildausschnitt zunehmen und die Messung wird davon beeinflusst.

Mit der Konsequenz, dass die Automatik das vermeintlich heller gewordene Motiv nun knapper belichtet. Durch den Schwenk nach oben wird der Felsen in diesem Bild dann dunkler wiedergegeben.

Und bei einem Schwenk nach unten? Um den Felsen im Bildausschnitt nach oben zu setzen? Dann wird der Anteil des hellen Himmels im Bildausschnitt kleiner sein.
Der Belichtungsmesser meldet das dadurch knappere Messergebnis und die Automatik intensiviert die Belichtung, der Felsen wird heller.

Eigentlich wollte der Fotograf ja nur die Position des Felsens im Bildausschnitt verändern.
Aber nun zeigt jedes der Bilder den Felsen auch in einer anderen Helligkeit. Wenn eine der drei Varianten richtig ist, sind die beiden anderen automatisch(!) falsch.
Trefferquote 1:2, eher suboptimal. ;-)

Natürlich könnte der Fotograf die beiden Fehlbelichtungen vermeiden, indem er die Belichtungskorrektur verwendet. Aber er müsste dann bei zwei von drei automatischen Belichtungen korrigierend manuell eingreifen. Das erscheint mir dann eher nicht so richtig automatisch. ;-)

Mit dem manuellen Modus hätte der Belichtungsmesser zwar die gleichen Ergebnisse geliefert, aber der Fotograf hätte sich — ohne in die Einstellungen eingreifen zu müssen — einfach frech darüber hinwegsetzen können.
Wenn seine erste Belichtung für den Felsen passt, muss er ja nur dann etwas ändern, wenn die Beleuchtung der Szene sich ändert, also die Sonne heller oder dunkler wird.

Illustration zu "Lichtwaage +1"

Die Lichtwaage zeigt hier eine Abweichung der vom Fotografen manuell eingestellten Belichtungswerte von der Einstellung, die der Belichtungsmesser empfehlen würde. „+1“ ist z.B. für Schneelandschaften oft besser geeignet.

Zur Belichtungsmessung im manuellen Modus (und, eine wichtige Voraussetzung: mit deaktiviertem Auto-ISO) wird oft eine Lichtwaage oder eine ähnliche Funktion verwendet.
Meist ist es dieselbe Anzeige wie für die Belichtungskorrektur des Automatikmodus.
Sie wechselt nur ihre Aufgabe, wenn von Automatik nach M gewechselt wird

Die Belichtungskorrektur der Automatiken zeigt einem Tempomat oder Thermostat vergleichbar den Wunsch des Fotografen („Mache X Stufen heller/dunkler!“) an, den die Kamera dann umsetzt.

Mit der Lichtwaage in M zeigt der Belichtungsmesser dagegen, was er von den aktuell vom Fotografen eingestellten Werten hält. Diese Einstellungen kann der Fotograf dann anpassen (sie der Messung nachführen, daher Nachführmessung) — oder die Meinung des Belichtungsmesser ignorieren und die eingestellten Werte beibehalten.

Illustration zu Nachführmessung mit Lichtwaage

Nachführmessung mit Lichtwaage/Belichtungskorrketur (je nachdem welcher Modus gewählt wurde.)

Muss man immer messen?

Das man in M für jedes Bild immer erst den Belichtungsmesser auf „0“ abgleichen muss, ist ein Ammenmärchen. Damit würde man ja nur das oft falsche Vorgehen der Automatik nachahmen. Das erscheint mir tatsächlich sinnlos.
Erst wenn sich die Beleuchtung des Motivs ändert, sollte tatsächlich neu gemessen werden.

Da es sich bei z.B einem Landschaftsmotiv oft um unterschiedlich beleuchtete Details handelt, sind meist Kompromisse möglich. Wenn zum Beispiel die hellen Schönwetterwolken über der Landschaft, von der Sonne beleuchtet, nicht zu weißen Flatschen werden sollen, darf eine bestimmte Belichtungsintensität nicht überschritten werden.
Wenn der ebenfalls im Bild befindliche Waldsaum nun deutlich dunkler ist, wird er auf dem Bild auch recht dunkel erscheinen. Soll dann auch meist so sein.
Falls er zusätzlich im Schatten liegt, wird er aber evtl. zu dunkel.
Das ist dann eine Aufgabe für die spätere Ausarbeitung des Bildes, dort werden die zu dunklen Motivdetails dann angehoben. Das geht am besten mit RAW-Daten.

Die Belichtung anzupassen und das Bild intensiver zu belichten, würde ja nicht helfen, die Schönwetterwolke würde ja dadurch zu einer rein weißen Fläche ohne Zeichnung und Struktur.

Je größer nun die Fläche des Waldsaums im Schatten im Bild würde, desto stärker würde die Automatik die Belichtung intensivieren. Und bei jeder Veränderung müsste ein neuer Korrekturwert gefunden werden.
Das ist umständlich und keinesfalls wirklich automatisch.

In M bleibt man einfach bei der einmal gefundenen Einstellung, da es keine bessere gibt.
Da solche Wolken bei einer Wanderung manchmal den ganzen Tag über immer wieder im Bild sind und sie den ganzen Tag über aus sonnenbeschienem Wasserdampf bestehen, kann man dann den ganzen Tag über mit einer festen Einstellung fotografieren.
Wenn Varianten gewünscht werden, für eine andere Schärfentiefe oder eine andere Bewegungsdarstellung, kann man das mit einfachen Abzählen erreichen, ohne Blendenreihen auswendig zu lernen oder Lichtwerttabellen einsetzen zu müssen.
Mehr dazu weiter unten.

Mit M entfällt für den Fotografen die zwischen den Ausschnittsvarianten notwendige Belichtungskorrektur und so kann er (kannst Du) schneller und zielsicherer Fotografieren.
Und das kann für längere Aufnahmereihen gelten, denn der Felsen zehn Meter weiter am Weg wird vermutlich von der gleichen Sonne beleuchtet. Und die weiße Wolke über der Szene verändert ihre Helligkeit, wenn man ein paar Schritte weitergeht, auch nicht.

M ist also tatsächlich einfacher und komfortabler als die Automatik. (Die Entschleunigung ist dann natürlich leider weg.)
Aber eben auch nicht mehr!
Ganz wichtig und deshalb hier noch einmal:
Das Bild wird durch „M“ nicht besser, dem Bild an der Wand ist es völlig egal, wer die richtigen Werte eingestellt hat, ob Du oder die (evtl. von Dir korrigierte) Automatik.
Da zählt nur, dass es die passende Kombination von Blende, Zeit und ISO war. (Und  daß die anschliessende Ausarbeitung zur Belichtung passte, denn gerade perfekt belichtete Bilder müssen oft ausgearbeitet werden. Siehe auch:  Wer richtig belichtet, der braucht keine Bearbeitung? Falsch!)

Wenn Du diese Zusammenhänge gerne etwas ausführlicher erklärt haben möchtest oder noch zweifelst, dann lies Dir meinen Blogartikel zum Thema Automatik und manuelle Belichtung unter „Belichtungsautomatik? M-Modus? Wie geht das?“ durch.

zum Fotokurs

AKTUELL
Fotokurs
für Anfänger

Der nächste Termin für meinen zweitägigen Grundlagen-Fotokurs (Zeche Zollverein) ist am Wochenende
19.10.24/10.10.24 (Sa./So.) (
Spätere Termine sind natürlich auch schon buchbar.

3 + 6 = 9

Viele haben Angst vor M, weil man dann angeblich so viele Zahlen im Kopf behalten und gar miteinander verrechnen muss. Da kommen dann in den Erklärungen auf einmal irgendwelche Lichtwerte oder EV’s und dann noch die ganzen krummen Blendenzahlen und die Brüche der Belichtungszeit und alles muss miteinander verrechnet werden.
Da bleibt man verständlicherweise lieber in der Automatik.

Lass Dich davon bloß nicht ins Bockshorn jagen, es ist viel einfacher!

Die Kamerahersteller machen zwar manchmal viel Mist bei der Benutzerführung, aber die Belichtungswerte im Ausgleich zu verändern, das ist mit fast allen aktuellen Kameras recht einfach.
Egal ob Blende oder Zeit, wenn Du die Einstellung um eine volle Stufe veränderst, verdoppelst oder halbierst Du die Lichtmenge für das Bild. Und bei einer  Veränderung des ISO-Wertes um diese volle Stufe führt das zu einer entsprechenden Anpassung der „Licht-Empfindlichkeit“ der Kamera. Sie benötigt dann doppelt oder halb so viel Licht.

Ein einzelner Klick mit dem Einstellrad der Kamera bedeutet an nahezu allen Digitalkameras eine Veränderung des jeweiligen Wertes um eine Drittelstufe. Drei Klicks in die gleiche Richtung ergeben somit eine volle Stufe. Drei Klicks bedeuten also eine Verdopplung oder Halbierung der aufgezeichneten Lichtmenge (bzw. der Empfindlichkeit beim ISO-Wert).

Die Klicks für Blende und Zeit und ISO sind fast immer gleichwertig und können so ganz einfach passend zueinander geändert werden.

(Vorsicht: Das gilt leider bei einigen wenigen Kameras nicht für den ISO-Wert, der wird bei manchen Modellen immer in vollen Stufen verändert. Und bei einigen Fuji-Kameras kann man zur Einstellung der Blende auch eine Einteilung in halben Stufen auswählen.)

Wenn Du die Blende für mehr Schärfentiefe um neun Klicks (drei volle Stufen) schliesst (größere Blendenzahlen), würde das Bild natürlich deutlich dunkler. Du kannst dann (ganz unabhängig vom tatsächlichen Zahlenwert) gegensteuern, indem Du die Belichtungszeit um die gleichen neun Stufen verlängerst.
Und wenn die Zeit dann zu lang wird und Verwacklung droht? Dann verändere sie nur um drei Klicks. Und erhöhe zusätzlich den ISO-Wert um sechs Klicks.
Drei und sechs ergibt neun und die Belichtung stimmt wieder. (Du musst auf diese Art nicht gedanklich mit den Blendenzahlen und Lichtwerten und Belichtungszeiten jonglieren.)

Das ist tatsächlich alles!
Zähl die Klicks für die gewünschte Veränderung und passe sie in Gegenrichtung an! Mit etwas Übung geht Dir das ruck-zuck in Fleisch und Blut über.
Wer bis drei (oder auch mal zwölf) zählen kann, sollte das hinkriegen. ;-)

Wenn Du das alles lieber gerne direkt bei mir live vor Ort lernen möchtest, dann komm doch in einen meiner Grundlagen-Fotokurse:
Eintägig
Zweitägig (Zeche Zollverein)
Dann erkläre ich Dir auch gerne den wichtigen Zusammenhang zwischen richtiger Belichtung und daran angepasster Bildbearbeitung.

Illustration zu: "Endlich raus aus der Automatik?"Blenden- und Zeiternrad einer Voigtländer Vitomatic III CS

Das Blenden- und das Zeiternrad einer Voigtländer Vitomatic III CS waren, wie bei vielen anderen Kameras mit Zentralverschluss im Objektiv, so angeordnet, daß man mit dem gleichen Dreh gleichzeitig Blende- und Zeitenrad einstellen konnte. Drehte man dann einen Wert in Richtung mehr Licht, wurde der andere in Richtung weniger Licht gedreht. Super für die manuelle Belcihtunsgsteuerung. Da man dabei immer wieder auf die Wertereihen schaute, prägten sie sich schneller ein als heutzutage, wo man oft nur im Display/Sucher der Kamera jeweils einen einzelnen Wert angezeigt bekommt.

Zusammenfassung

  • Falls Du eine Belichtungsautomatik verwendest (egal welche, auch M mit Auto-ISO ist eine automatische Belichtung), dann solltest Du wissen, wie Du mit der Belichtungskorrektur eingreifen kannst.
    Nur bei M ohne Auto-ISO kannst Du selber direkt mit Blende, Zeit und ISO die Helligkeit des Bildes steuern. (Und deshalb gibt es in diese Modus auch keine Belichtungskorrektur.)
  • Du solltest Vollautomatik und Szenenprogramme meiden, damit Du die gestalterischen Auswirkungen von Blende und Zeit bewusst einsetzen kannst. Aus dem gleichen Grund solltest Du auch kein „P“ verwenden! Bezogen auf die Belichtung ist das dasselbe wie die Vollautomatik.
    Du gibst sonst die Kontrolle der Bildgestaltung in Bezug auf Schärfentiefe und Bewegungsdarstellung aus der Hand.
  • Dir sollte klar sein, dass eine gute Belichtung auf dem Display der Kamera manchmal (eigentlich: oft, fast immer) ein wenig komisch aussieht. Sehr häufig sind die mittleren Helligkeiten und erst recht die Tiefen zu dunkel. (Das gilt natürlich auch für ein per „M“ korrekt belichtetest Bild.) Mehr dazu unter:
    Wer richtig belichtet, der braucht keine Bearbeitung? Falsch!
  • Probier unbedingt mal M aus. (Ohne Zwang und Streß, nur mal so an einem oder zwei Nachmittagen und mit unwichtigen Motiven.)
    Der Gewinn an Schnelligkeit, Komfort und Sicherheit ist aus meiner Sicht so groß, dass ich diese Art der Belichtungssteuerung, die manuelle Belichtung, in geschätzt 99 % aller Fälle anwende.
    Das macht mich aber nicht zu einem besseren Fotografen und wenn die Automatik, evtl, nach einem Eingriff über die Belichtungskorrektur, die gleichen Werte eingestellt hätte, würden die Bilder auch genauso gut (oder schlecht) aussehen

Auf das einzelne Bild hat die Entscheidung, ob die Automatik regelt oder Du die Belichtungswerte manuell steuerst, keinerlei Einfluss.
Lass Dich also nicht ins Bockshorn jagen von Leuten, die (vielleicht dank einem ungesunden Halbwissen?) glauben, als „gute“ Fotografen „M“ empfehlen zu müssen.
Probier es aus. Vermutlich wirst Du schnell merken, welche Vorteile es Dir beim Fotografieren bietet.
Und falls nicht, nochmals der Hinweis: Dem Bild an der Wand ist es völlig egal, ob Blende 11, 1/125 bei ISO 100 durch Dich oder durch die Automatik eingestellt worden sind.
Hauptsache, es passt!
Und für diese passende Belichtung bist Du so der so verantwortlich, sei es mit direkter manueller Einstellung der Werte oder mit der Belichtungskorrektur.

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Illustration Kaffeetasse


2 thoughts on “Endlich raus aus der Automatik?

  1. Rolf

    Schöner Artikel. Ich fasse das mal so zusammen:
    Wer die Grundlagen und Zusammenhänge kennt, kann unbesorgt auch eine der Automatik-Modi nutzen, denn er weiß, wann die Automatik an ihre Grenzen stößt.
    Und in manchen Genres komm ich gar nicht umhin, eine Automatik zu nutzen, wenn ich nicht Gefahr laufen will, die besten Szenen zu verpassen……bspw. in der Konzertfotografie.

    Antworten
  2. Tom! Beitragsautor

    Hallo Rolf,
    schön, daß Dir meine Artikel gefällt.
    Ich würde Deine Zusammenfassung mal so ergänzen :
    „Wer die Grundlagen und Zusammenhänge kennt, kann unbesorgt auch eine der Automatik-Modi nutzen, denn er weiß, wann die Automatik an ihre Grenzen stößt.“
    Wenn das eintritt, ist er gezwungen, in die Belichtung einzugreifen, während er mit der manuellen Belichtung einfach weiter fotografieren könnte.

    Grüße,
    Tom!

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