Fragen aus dem ARD-Morgenmagazin (Teil 1)

Tom beim ARD Morgenmagazin

Beim ARD Morgenmagazin. Und ja, das Hemd war Absicht.

Am 02.August war ich zu Gast im ARD-Morgenmagazin. Insgesamt vier Beiträge zur Fotografie wurden dann live gesendet.

Für mich eine spannende Erfahrung, denn an einer Live-Sendung habe ich noch nicht mitgewirkt. Zusätzlich war diese Sendung aber wohl auch für die ständigen Mitarbeiter etwas besonderes, denn wegen der großen Hitze wurde ausnahmsweise vom Dach des Kölner Funkhauses gesendet.

Einen Beitrag von den vieren gibt es online in der Mediathek, da kann man mich dann live als Aufzeichnung “bewundern”.

Aber Magazine sind “ein bunter Potpourri interessanter Themen”, es kann nicht jedes Thema in die Tiefe bearbeitet werde. Und so war bei meinen vier Beiträgen nicht genug Luft, um alle Fragen der Zuschauer zu beantworten.

Das möchte ich jetzt nach und nach aufarbeiten.

Zum Teil mit Verweisen an Stellen, an denen man tiefergehende Informationen findet, zum Teil mit direkten Antworten hier.

Frage 1

Beginnen werde ich die Reihe mit einer Frage, die von Schwester Benedicta gestellt wurde:

„Wie bekomme ich einen tollen Sonnenuntergang anständig fotografiert?“

Darauf gibt es keine eindeutige Antwort (das wäre ja auch noch schöner ,-) ), das Wort „anständig“ macht es auch nicht leichter. Ich werde jetzt in meiner Antwort einfach mal eine „schöne“ Wiedergabe des Eindrucks, den man bei einem Sonnenuntergang hat, als Ziel annehmen.

Technischer Teil der Antwort

Belichtungskorrektur im Menu einer Canon

Belichtungskorrektur im Menu einer Canon

Mit Blick auf die Fototechnik besteht die Herausforderung bei Sonnenuntergängen u.a. in den großen Helligkeitsunterschieden zwischen der im Bild befindlichen Sonne und den anderen, viel dunkleren, Bilddetails.

Dazu gibt es verschiedene Lösungsansätze, die alle mit der richtigen Belichtung beginnen. Die sollte (z.B. mit der Belichtungskorrektur) so gewählt sein, dass der Bereich um die Sonne, der (zusätzlich zur Sonne selber) reinweiß wird, relativ klein bleibt.

Clipping Anzeige an einer Canon einschalten

Clipping Anzeige an einer Canon einschalten

Dabei kann die „Clipping-Anzeige“ sehr hilfreich sein, mit der man die extrem hellen, rein weißen Bereiche direkt gut erkennen kann.

Der Rest des Bildes wird nach einer Belichtungskorrektur meist sehr dunkel, aber man kann in diesen Bereichen in der Bildbearbeitung oft recht einfach noch ausreichende Aufhellungen vornehmen.

(Ich verwende dazu am liebsten Lightroom.)

 

Automatische Belichtungsreihe an einer Canon einschalten

Automatische Belichtungsreihe an einer Canon einschalten

Wenn Du Dir bei der Belichtung unsicher bist, kannst Du auch einfach die „Bracketing“-Funktion Deiner Kamera nehmen. Sie macht auf einen Druck des Auslösers hin eine automatische Belichtungsreihe. Bei relativ statischen Motiven (Landschaften, Stadtansichten etc.) wird zwischen den einzelnen Bildern kein inhaltlicher Unterschied sein. Später kannst Du Dir dann zu Hause das bessere (bzw. besser zu bearbeitende) Bild aussuchen.

Und durch die Belichtungsreihen hast Du sogar zusätzlich die Möglichkeit ein HDR-Bild zu erzeugen, das den hohen Kontrast des Motivs noch besser darstellen kann. Wenn sich das jetzt alles zu kompliziert anhört, denk dran: „Bange machen gilt nicht!“. Mache einfach eine Belichtungsreihe und such Dir das in Deinen Augen passende Bild aus.

Weißabgleich „Automatik“ vs. „Bewölkt“

Weißabgleich „Automatik“ vs. „Bewölkt“

Auch der Weißabgleich spielt bei Sonnenuntergangsbildern eine wichtige Rolle. Er sollte auf „Sonne“ stehen. (Das gilt speziell bei JPEGs, bei RAWs kann man ihn ja hinterher noch verlustlos anpassen Die Automatik wird leider bei Sonnenuntergängen oft in die Irre geleitet. (Mehr dazu auch im Teil 1 meiner Tipps für Urlaubsfotos)

Kommen wir zur gestalterischen Seite.

(Denk dran, die folgenden Überlegungen sind nur Hinweise und Denkanstöße, sie sind keine Regeln, keine Gesetze.)

Nicht zu ernst nehmen!

Es handelt sich bei diesen Tipps keinesfalls um Gesetze, die man nicht brechen darf. Es sind nur Hinweise, die auch tendenziell langweilige Bilder, deren Inhalt den Betrachter nicht von vornherein fesselt, “erträglich” machen können.

Ein Bild mit einem spannenden Inhalt, einer spannenden Idee, kann dagegen trotz (oder wegen) einer Missachtung dieser Überlegungen ein tolles Bild ergeben.

Je mehr man sich mit Gestaltung und Inhalt der eigenen (und fremder) Bilder auseinandersetzt, desto eher wird man in die Situation kommen, solche Hinweise nicht mehr zu benötigen oder auch bewusst missachten zu können. Solange man da noch nicht angekommen ist, kann es helfen, diese Hinweise bei der Planung/Gestaltung der eigenen Bilder zu berücksichtigen.

So ein Sonnenuntergang zeigt naturgegeben meist eine Landschaft. Und da bin ich dann schon beim ersten Tipp. Wenn man das Bild aus “normalem Abstand” betrachtet, wirkt eine weite Landschaft wenig überzeugend, da die vielen Details recht klein abgebildet werden. Man kann die Wirkung steigern, wenn man ein “Vordergrund”-Detail ins Bild bringt. Ich schreibe Vordergrund in Anführung, da bei einer wirklich langen Brennweite dieser Vordergrund viele 100 Meter entfernt sein kann, das kann dann auch mal ein Fischerboot draußen auf See sein.

zum Fotokurs

Fotokurse mit Tom! Striewisch

Sonnenuntergang mit HundNatürlich ist bei einem Sonnenuntergang die Sonne ein wichtiges Objekt. Aber gerade deshalb ist es manchmal besser, wenn sie (bzw. das Vordergrunddetail) nicht in der Bildmitte platziert wird. Dadurch kann das Bild für den Betrachter spannender werden.

Eigenwerbung

An der Stelle darf ich vielleicht noch ein bisschen Eigenwerbung machen: Die für richtig belichtete Fotos wichtigen Einstellungen wie Belichtung, Automatik und Belichtungskorrektur,  aber auch Brennweite, Bildgestaltung und Bildbearbeitung sind ein wichtiger Teil meiner Fotokurse zu den Grundlagen der Fotografie, die ich an der Fotoschule-Ruhr.de anbiete.
Ich würde mich freuen, Dich da zu treffen.


Zu Teil 1 der Reihe
Zu Teil 2 der Reihe
Zu Teil 3 der Reihe
Zu Teil 4 der Reihe
Zu Teil 5 der Reihe

Wird fortgesetzt….

Betrachtungsabstand

Wenn man ein Bild betrachtet, versucht man, so nah wie möglich heranzugehen, um das Bild mit seinen Details zu sehen. Die Nahgrenze ist erreicht, wenn das Bild größer wird als der Bereich, den man auf einen Blick erkennen kann. Ginge man noch näher heran, würde man zwar mehr Details erkennen können, aber man könnte das Bild nicht mehr als Ganzes überblicken. Sein Aufbau und der Zusammenhang zwischen den Bilddetails ginge dann verloren. Deshalb lautet eine der Grundlagen der Formeln zu technischen Fragen wie Schärfentiefe und Bewegungsdarstellung: “Man betrachtet ein Bild am sinnvollsten aus einem Abstand, der in etwa seiner Diagonale entspricht.

Dies ist der Abstand, aus dem man das Bild noch überblicken kann und trotzdem möglichst nah am Bild ist.

Auswirkung auf Schärfentiefe und nötige Bildauflösung

Bei kleinen Bildern ist man dann näher dran, bei größeren Bildern entsprechend weiter weg. Immer kann man das Bild gerade eben noch als Ganzes überblicken und ist trotzdem möglichst nah am Bild. Wenn man so immer in Relation zur Bildgröße den gleichen Betrachtungsabstand einhält, bleibt der relative Abstand zwischen zwei Punkten auf dem Bild auch bei unterschiedlich großer Wiedergabe des Bildes gleich.Das menschliche Auge braucht einen gewissen relativen Mindestabstand zwischen zwei Bildpunkten, um sie überhaupt als individuelle Punkte zu sehen. Kleinere Abstände würden dazu führen, dass man zwar zwei individuelle Punkte im Bild hat, der Betrachter diese aber nur als einen Punkt erkennen kann. Eine so große Schärfe der Abbildung, wäre quasi “Perlen vor die Säue”, denn sie würde über die Fähigkeiten des menschlichen Auges hinausgehen. Und auch eine größere Auflösung des Bildes (mehr Megapixel) wäre nicht nötig, sie wären nur unsichtbarer Ballast. (Die zusätzlichen Megapixel stellen aber natürlich eine Option für nach der obigen Definition “zu kurze” Betrachtungsabstände bzw. Bildausschnitte dar.)

Wenn man das ganze andersherum angeht, ist eine Unschärfe, deren Auswirkung unterhalb dieser Schwelle bleibt, nicht als Unschärfe erkennbar. (siehe auch im Fotolehrgang im Internet: http://www.striewisch-fotodesign.de/lehrgang/notiz_megapixel_megaschaerfe.htm)


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