Tipps für Anfänger – Quickmenü nutzen
In meinen Fotokursen beobachte ich immer wieder, dass Anfänger teils sehr umständliche Wege gehen, um wichtige Einstellungen an der Kamera zu verändern. Das ist ja auch völlig normal und wenn ich es nicht anders wüsste, würde ich diese Wege vermutlich auch gehen.
Schon bei der Wahl der ISO-Automatik oder des Weißabgleichs oder wenn die Bildfolge von Einzelbild auf Serie umgestellt oder das lautlose Auslösen aktiviert oder ein anderer Bildstil angewendet werden soll, wählen leider viele einen aufwendigen und vor allem auch fehleranfälligen Weg.
Sie wechseln dazu in das „normale“ Menu der Kamera.
Dort gibt es unzählige Einstellmöglichkeiten, die gerade Einsteiger verwirren. Und so verirren sie sich in der Folge zwischen den vielen Optionen. Denn neben den Wunscheinstellungen gibt es ja noch sehr viele andere Menüpunkte, deren Bedeutungen und Auswirkungen nicht immer auf den ersten Blick klar sind (und manchmal selbst für den erfahrenen Fotografen auch nicht auf den zweiten Blick).
Einige Dinge muss man nur selten ändern, manche nur ein einziges Mal. Da ist der Weg über das normale Kameramenü kein Problem. Zur Not hat man dann auch oft die Zeit, in die Bedienungsanleitung zu schauen, um Fehler zu vermeiden. Aber andere Einstellungen muss man häufiger anpassen und hat auch nicht immer wirklich viel Zeit dazu. Da kann in der Eile das klassische Menü zur Falle werden.
Der Weg in dieses unübersichtliche Kameramenü ist aber zum Glück sehr oft gar nicht nötig. Es gibt an vielen Kameras einfachere, schnellere und vor allem auch weniger fehleranfällige Wege.
Vorsicht im Menü
Das Kameramenü ist nicht nur ein unnötig umständlicher Weg zur Anpassung der Einstellungen, es kann gerade für den unerfahrenen Fotoneuling auch durchaus Probleme bereiten. Wenn man aus Versehen (noch) unverstandene Einstellungen ändert (gerade bei Nutzung des Touchscreens kann das sehr schnell passieren) und nicht mehr weiß, wie diese ursprünglich waren und ob überhaupt etwas geändert wurde, dann kann das wirklich ärgerliche Konsequenzen haben, die man evtl. erst mit viel Verzögerung und manchmal umso mehr Ärger bemerkt.
Einige Kameras lassen zwar einen „Reset“ in den Auslieferungszustand zu (oder, noch besser: in eine Wunschkonfiguration), aber das ist noch lange nicht selbstverständlich. Und so habe ich es häufiger mit Kameras  zu tun, bei denen z.B der Autofokus ganz unsinnig eingestellt ist.
Natürlich solltest Du lernen, das Kameramenü zu verwenden, aber das geht für den Neuling deutlich besser mit viel Ruhe, einer Tasse Kaffee (oder gerne auch Tee) und der griffbereiten Bedienungsanleitung. Im Streß – weil man mal eben auf Serienbild umschalten will – aus Versehen etwas Unsinniges im Menü zu machen, solltest Du auf jeden Fall vermeiden.
Es kann für den Anfänger (und durchaus auch für den erfahrenen Fotografen) sehr schwierig sein, solche versehentlichen Änderungen zu beheben. Meist muss man dazu zumindest dei spezielle Kameramarke, besser noch, das spezielle Modell recht gut kennen.
Ohne Gewähr: In vielen Fällen kannst Du nach einer versehentlichen Änderung deren Speicherung noch vermeiden, wenn Du erstmal nichts machst und in Ruhe durchatmest. Hektik ist da völlig fehl am Platz.
Merk Dir die Einstellung, damit Du den Menüpunkt später auch wiederfindest, um ihn zu überprüfen (mit der Bedienungsanleitung in der Hand). Am einfachsten geht das mit der Kamera des Smartphones, die gerade für Einsteiger oft kryptischen Begriffe im Menü musst Du Dir dann nicht merken.
Und dann tippst Du einfach den Auslöser an. Viele Kameras gehen dann sofort wieder in den Fotomodus und vergessen die noch nicht gespeicherte Änderung. Aber natürlich ist es besser, gar nicht erst unnötig und wohlmöglich gar in einer hektischen Aufnahmesituation ins Menü zu gehen.
Bessere Wege
Für die Steuerung der bei der Aufnahme wichtigsten Einstellungen gibt es zum Glück bessere Wege als das klassische Kameramenü.
Zum einen bieten viele Fotoapparate oft einen direkten Zugang zu verschiedenen Eistellungen über Knöpfe, die man meist auf der Rückseite der Kamera findet. Mit etwas Glück sind diese auch noch passend beschriftet. „ISO“ ist dann meist klar, WB steht für den Weißabgleich (White Balance), für den Blitz gibt es meistens ein Symbol und für die Umschaltung auf Serienbild oder Selbstauslöser gibt es ebenfalls entsprechende Icons.
So sieht es häufig auf der Rückseite einer Kamera aus: es gibt eine Menge an Knöpfen, mit denen man die wichtigsten Dinge einstellen kann. Damit kann man sich dann oft sogar das Quickmenü sparen, dass man mit dem Knopf unten links aufrufen kann.
Der Knopf „Disp.“ rechts unten, dient dazu verschiedene Ansichtsmodi für das bereits gemachte Bild oder für das Display bzw. den Sucher umzuschalten. „ISO“ ganz oben ist vermutlich selbsterklärend, der Knopf links im „Steuerkreuz“ ist für die Wahl des Autofokusfeldes zuständig.
Rechts ist „WB“ für Whitebalance, also für den Weißabgleich zu finden. In der Mitte geht es zum Menü, Änderungen darin bestätigt man mit „SET“. In der Mitte unten wählt man Einzelbild/Reihenbilder bzw. den Selbstäuslöser aus.
Aber je kleiner die Kamera sein soll, desto weniger Knöpfe gibt es und der Platz für deren Beschriftung fehlt dann außerdem. Viele Einsteiger bevorzugen Kameras mit wenigen Rädern und Knöpfen, die sehen so schön einfach und übersichtlich aus.
Doch die Funktionen, für die es der vermeintlichen Übersichtlichkeit halber keine speziellen Bedienelemente mehr gibt, müssen natürlich trotzdem vorgenommen werden.
Zur Steuerung dieser verschiedenen Anpassungen der Kamera sind die dann verbliebenen Einstelloptionen in der Regel mit mehreren Funktionen parallel belegt. Je nachdem, welche Knöpfe man gleichzeitig drückt, ist das verbliebene einzige Einstellrad primär für die Steuerung der Belichtungszeit zuständig oder man kann auch auf die Blende oder die Belichtungskorrektur oder den Weißabgleich damit Einfluss nehmen. Man muss dazu halt zusätzliche Knöpfe betätigen.
Durch diese Doppelbelegung der Funktionen werden Bedienelemente eingespart und dadurch scheint der Fotoapparat für den unerfahrenen Laien beim Kamerakauf schön übersichtlich zu sein. Aber auf den zweiten Blick kann das Fotografieren dadurch viel komplizierter werden.
Ein guter Ausweg sind die an vielen Kameramodellen zu findenden, vereinfachten und mehr oder weniger übersichtlichen Quickmenüs, die den direkten Zugriff auf verschiedene grundlegende Funktionen erlauben. Man kann sie meist über eine spezielle Taste an der Kamera aufrufen.

Das Quickmenü einer Kamera von Olympus bzw- OM-Systems
Quickmenü
Diese Quickmenüs werden leider bei den unterschiedlichen Kameraherstellern mehr oder weniger gut „versteckt“. Bei einigen Modellen gibt es tatsächlich eine spezielle Q-Taste, bei anderen ist das Quickmenü hinter einer Taste mit kursivem „i“ zu finden.
Diese muss man manchmal zweimal kurz nacheinander drücken, um die Einstellungen nicht nur zu sehen, sondern auch ändern zu können. An anderen Kameras wiederum ist das Quickmenü über eine der Funktionstasten zu erreichen oder über einen Druck auf die „Displ.“ Taste. Und ich bin mir sicher, es gibt noch viel mehr Wege des Zugriffs.
Die Q-Menüs selber unterscheiden sich ebenfalls sehr stark, sowohl in der Art und Menge der angebotenen Funktionen als auch in der Art des Aussehens und der Einstellung. Da hilft dann machmal wirklich nur ein Blick in die Bedienungsanleitung. (Und die wird noch wichtiger, wenn man, was einige Kameras anbieten, das Quickmenü auch noch selber konfigurieren möchte. Wovon ich zu Anfang aber abraten würde.)
Da ist es dann auch kein Wunder, dass anscheinend jeder Hersteller darauf erpicht ist, einen eigene Namen für diese Einstellmöglichkeit zu finden. Super-Control-Panel  oder auch ganz ohne richtigen Namen „Anzeige der Aufnahmeinformationen“ oder auch „Schnelleinstellungsbildschirm“ oder …
Ãœbersichtlich? Hoffentlich.
Leider sind nicht alle Q-Menüs so richtig übersichtlich. Einige Quickmenüs sind auf das wichtigste reduziert und so gerade für Einsteiger übersichtlicher. In anderen gibt es viel mehr Eingriffsmöglichkeiten, was dann für den Fortgeschrittenen gut ist, wenn er mal etwas exotischere Dinge schnell ändern muss.
In manchen Q-Menüs stehen der Text und die Icons deutlich sichtbar vor schwarzem oder dunkelgrauem Hintergrund, in anderen werden sie leider nur halbtransparent über das Livebild gelegt. Sieht dann schick aus, ist aber leider nicht immer optimal erkennbar.

Das Quickmenü einer Lumix von Panasonic ist in zwei Reihen am oberen und unteren Displayrand angeordnet. Je nach ausgewähltem Bereich (Hier die Wahl des Dateiformats) sind die anpassbaren Optionen dann in der Mitte des Displays dargestellt.
Aber einen Vorteil haben (fast alle) Quickmenüs, sie versammeln an einer Stelle die wichtigsten Einstellungen, neben Blende Zeit, ISO und WB bieten die meisten noch Funktionen zur Steuerung des Autofokusmodus und zur Wahl des passenden Autofokusfelds (oder der passenden Feldergruppe), zur Wahl zwischen Einzelbild und Serienaufnahme oder der Entscheidung für die diversen Qualitätsstufen der Bildspeicherung wie RAW und JPEG in unterschiedlichen Auflösungen und der verschiedenen Bildstile, die das JPEG Bild beeinflussen. In der Regel lässt sich hier auch der Blitz zuschalten und steuern
Zum Glück sind die meisten Kamerahersteller in der Lage, diese speziellen Menüs einigermassen übersichtlich zu gestalten. Und solange man nur eine Kamera oder Kameras eines Herstellers nutzt (was wohl die meisnten machen), kommt man damit nach kurzer Zeit klar und hat damit eine viel schnellere und sicherere Möglichkeit, die neben Blende und Belichtungszeit zusätzlich wichtigen Werte zu steuern. Dies ist das Quickmenü einer Kamera von Canon. Oben rechts ist die Option zur Steuerung des ISO-Werts. Für fast alle Q-Menus der verschiedenen Hersteller gilt, dass sie tendenziell mehr Optionen anbieten als aus meiner Sicht notwendig.
Ob man den Bildstil (dritte Reihe links), die Feinsteuerung des Weißabgleichs (dritte Reihe dritter Punkt von links) oder die Anpassung der Belichtungsmessmethode (gerade ausgewählt und deshalb mit orangem Rahmen versehen) wirklich so häufig braucht oder ob der Platz nicht besser für mehr Übersicht genutzt werden könnte? Ich habe diese drei Punkte an meinen Kameras tatsächlich nur alle Jubeljahre mal geändert, wenn überhaupt.

Das muss aber doch nicht sein!
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Und was das überhaupt ist ...
4w
Fazit
Ich empfehle jedem Anfänger, sich möglichst bald mit dem Thema Quickmenü vertraut zu machen. Es ist eine leider sehr häufig übersehene Möglichkeit, schnell und sicher wichtige Einstellungen der Kamera anzupassen, ohne Gefahr zu laufen, versehentlich noch andere Änderungen zur machen, deren Bedeutung man wohlmöglich gar nicht erkennt.
Wenn Einstellknöpfe und -räder die direkte Auswahl der Einstellungen erlauben, ist das natürlich der noch bessere Weg, spart er doch den Weg über das Quickmenü.
Das klassische Kameramenü sollte aber auf jeden Fall die letzte Option sein, um Anpassungen vorzunehmen.
Leider haben gerade Einsteigerkameras oft nur wenige Bedienelemente in Form von Rädern und Knöpfen die Kamera. Umso wichtiger wird dann das Q-Menü. Informationen dazu findet man in der Bedienungsanleitung, muss aber bei der Suche im Stichpunktverzeichnis die phantasievolle Namensgebung der Kamerahersteller berücksichtigen.
Ich gehe in meinen Grundlagenkursen für Fotoanfänger immer auf das Q-Menü ein, aber mit diesem Thema kannst Du Dich natürlich auch ohne Fotokurs beschäftigen. Nimm Dir mal ein bisschen Zeit dafür, leg Dir die Bedienungsanleitung hin und fang an.
Und falls Du doch in einen meiner Grundlagenkurse (meist im Ruhrgebiet) möchtest, habe ich speziell für Anfänger gleich zwei  zur Auswahl:
- Der zweitägige Grundlagenkurs mit Exkursion zur Zeche Zollverein, in der Regel am Wochenende. (Informationen und Anmeldung)
- Der eintägige Kurs, in dem wir den Stoff etwas komprimierter besprechen. (Informationen und Anmeldung)
in beiden Kursen werden wir uns mit dem gleichen Inhalt beschäftigen, sowohl theoretisch als auch praktisch, im zweitägigen haben wir aber noch mehr Zeit für die Praxis.
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