Polfilter & Co (UV-Filter sind die besten … Teil II)
Vor ein paar Wochen habe ich hier einen Beitrag zu UV-Filtern veröffentlicht. Das bezog sich auf die ziemlich überdrehte Werbung eines Elektronikmarktes über die angeblich positive Auswirkung von UV-Filtern auf die Bilder. (Es ging in dieser Werbung nicht, wie sonst oft üblich, um die reine Schuztzwirkung dieser Filter, hier mein Beitrag dazu.)
Jetzt möchte ich nun zwei tatsächlich, auch im Zeitalter der Digitalfotografie, sinnvolle Aufnahmefilter vorstellen.
Viele andere Filter, die früher für bestimmte Bildwffekte eingesetzt wurden, kann man heutzutage ja getrost in der Schublade lassen, denn spätestens mit den Möglichkeiten der Raw-Ausarbeitung lassen sich deren Effekte genauso gut oder sogar besser erzielen (wenn man denn diese Effekte überhaupt noch sehen will ;-) ).
Aber einige Filter sind immer noch sinnvoll, dazu zählen in erster Linie  Graufilter und Polfilter, die anders als die Schutzfilter wegen ihrer filternden Wirkung eingesetzt werden.
Filternde Filter
Neben Filtern als vorübergehendem Frontglasschutz gibt es andere Filter, die auch (und gerade) heutzutage durch ihre Filtereigenschaft gute Dienste leisten. Sie sollen eben nicht primär das Objektiv schützen, sondern haben die Aufgabe, unerwünschte Anteile des vom Motiv reflektierten Lichtes ausfiltern.
Der Polfilter
Zu diesen sinnvollen Filtern gehört der Polfilter. Er dient in erster Linie dazu, Reflexionen an nichtmetallischen Oberflächen mehr oder weniger stark auszublenden, also unsichtbar zu machen. Licht, das an solchen nichtmetallischen Oberflächen (Glas, Wasser, Lack, Plastik, Wachs – auf Blättern zum Beispiel) reflektiert wird, wird verändert, es hat dann eine besondere Eigenschaft, es ist polarisiert.
Polfilter blockieren dieses spezielle Licht. Je nach Ausrichtung (Drehung des Filters vor dem Objektiv) ist die Wirkung unterschiedlich stark.
Wenn man den Filter richtig anwendet (und aus dem richtigen Winkel auf das Motiv blickt), kann man damit störende Reflexionen auf Glasscheiben und Wasserflächen verschwinden lassen.
Bei Landschaftsaufnahmen ist häufig Feuchtigkeit auf den Motiven, die das helle Himmelslicht reflektiert und somit die Farben verwaschen aussehen lässt. Diese Reflexionen kann man mit dem Polfilter entfernen und damit die Farben intensivieren.
Die andere Hauptaufgabe für den Polfilter dürfte die intensivere Wiedergabe des Himmelsblaus sein. In der Luft befinden sich, je nach Tageszeit und Witterung, Wasserdampf und Staub. Daran wird das Licht der Sonne reflektiert und diese Reflektionen legen sich wie eine heller Schleier über das Bild.
Je weiter entfernt Objekte sind, desto dicker ist diese Dunstschicht und desto stärker werden Farben und Kontraste der Landschaft und speziell des blauen Himmels „verwässert“. Das kann man mit dem Polfilter (je nach Winkel zur Sonne und Drehung des Filters) mehr oder weniger stark unterdrücken. Das Blau des Himmels wirkt so intensiver und die Landschaft wird klarer und „knackiger“ wiedergegeben.
Den Polfilter kann man in der Bildbearbeitung nicht so einfach ersetzen. In Lightroom und anderen Bildbearbeitungsprogrammen gibt es zwar „Dunst entfernen“-Funktionen, aber das hilft meist nur unzureichend und löst die Probleme nur teilweise.
Wenn Du häufiger Landschaften fotografierst, speziell Fernsichten, wirst Du ohne Polfiter kaum glücklich werden. Und für die freie Durchsicht durch Glasscheiben und Wasseroberflächen gibt es in der Bildbearbeitung eigentlich überhaupt keinen Ersatz.
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Der Graufilter
Keinen Ersatz gibt es auch für den Graufilter (oder ND-Filter für Neutral Dichte oder Neutral Density) aus. Er ist durch Aufnahme- und Bearbeitungstricks kaum sinnvoll zu ersetzen und für Landschaft und ähnliches eigentlich auch ein „Muss“.
Diesen Filtertyp gibt es in verschiedenen Stärken, er kann so unterschiedlich viel Licht vom Motiv zurückhalten. Dadurch sind auch bei starker Beleuchtung (am Tage) lange Belichtungszeiten für (erwünschte) Bewegungsunschärfen möglich.
Damit kann man zum Beispiel bewegtes Wasser auch bei starker Tageslichtbeleuchtung wie Nebel wirken lassen (siehe Startbild dieses beitrags). Selbst wenn man die Blende wegen evtl. erwünscht geringer Schärfentiefe nicht weit schliessen möchte, kann man hiermit auf sehr lange Belichtungszeiten kommen.
So kann man auch den in der effektvollen Architekturfotografie beliebten Effekt der ziehenden Wolkenstreifen erzeugen.
Früher nutzte man den Graufilter und die damit möglichen langen Zeiten auch gerne, um belebte Plätze menschenleer erscheinen zu lassen.
Dafür gibt es heutzutage aber eine oft sogar bessere Alternative. Man macht dazu mehrere Belichtungen desselben Ausschnitts (zur Not geht das auch aus der Hand einigermassen gut), die man dann anschliessend in der Bildbearbeitung miteinander kombiniert. Das geht in manchen Bildbearbeitungen halbautomatisch mit einer Medianberechnung der Bildebenen oder auch mit dem kostenlosen Tourieentferner.
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Der Grauverlaufsfilter
Wie der Polfilter ist auch der „kleine Bruder“ des Graufilters, der Grauverlaufsfilter, primär in der Landschaftsfotografie zuhause. Er hat einen mehr oder weniger stark begrenzten Verlauf von transparenter Fläche zu teiltransparenter Fläche (Grau).
Damit ist es möglich, das Licht des hellen Himmels zu blockieren und die dunklere Landschaft in einem Bild etwas länger zu belichten ohne den Himmel überzubelichten. Aber der Horizont ist nicht immer eine gerade Linie und ein nach oben über den Horizont herausragender und durch den Filter je nach Abstand zum Horizont immer dunkler werdender Berg sieht eher komisch aus.
Da die aktuellen modernen Kameras mit großen Kontrasten immer besser klar kommen wird der Grauverlaufsfilter heute nicht mehr so häufig benötigt. In vielen Fällen ist es ja auch möglich, mit HDR Techniken das Spektrum der Kontrastmöglichkeiten deutlich zu erweitern und dann später in der Ausarbeitung der Bilddaten einen entsprechenden angepassten Verlauf anzuwenden. Einen speziellen Grauverlaufsfilter würde ich Dir also nur unter ganz besonderen Bedingungen empfehlen.
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Bei Einschraubfiltern ist es generell empfehlenswert, besser Messing- statt Alufassungen verwenden, damit das Filtergewinde an der Kamera nicht beschädigt werden kann. Durch einen verkantet eingesetzten Filter kann so etwas leider passieren.
Als Alternative gibt es Filterhaltersysteme verschiedener Anbieter, aber das ist dann auch gleich mehr zu tragen (und zu bezahlen).
Bie Polfiltern gab es zwei unterschiedliche Wirkungsweisen: linear und zirkular. Viele DSLRs haben (Autofokus-) Probleme mit linearen Polfiltern, deshalb werden diese auch kaum noch verkauft. Mit einem anderen Kameratyp könntest Du prinzipiell auch lineare Filter nutzen, aber der zirkulare funktioniert daran ja auch, er ist universeller.
Frag doch zu Anfang mal im Freundeskreis, vielleicht kann Dir jemand einen Polfilter (zum ausprobieren kann das ruhig ein alter linearer sein, dann muss Du evtl. von Hand fokussieren) oder einen Satz Graufilter leihen, damit Du merkst, ob das überhaupt was für Dich ist.
Zum ersten Teil dieses Themas.
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Und wenn Du meinst, ich hätte das nicht verdient, dann lässt Du es eben. ;-)