„Gestaltete Welt“ – eine Ausstellung im Museum Folkwang
Im Museum Folkwang sind von heute (03.Juni) bis zum 31.Juli Bilder von Peter Keetman zu sehen.
Peter Keetman?
Ich muss zugeben, der Name sagte mir erstmal gar nichts. Aber eine ganze Ausstellung im Folkwang? Mit F.C. Gundlach als „Senior-Kurator“? Da hatte ich wohl wirklich was verpasst.
Also galt es etwas zu recherchieren. Ich stieß dabei auf die Begriffe „fotoform“ (Wikipedia)  und „subjektive Fotografie“(Wikipedia), auf Otto Steinert als einen der fotografischen Weggenossen, auf Albert Renger-Patzsch und Adolf Lazi als Vorbilder/Lehrmeister und auf viel Abstraktion und Experiment.
Das sagte mir was. Nicht so ganz meine fotografische Welt, aber trotzdem sehr interessant.
Wer war Peter Keetman?
1916 geboren erlebte er den zweiten Weltkrieg als Soldat in Russland. Seine fotografische Ausbildung fand noch vor dem Krieg statt, aber der wichtigste Teil seines Schaffens begann danach.
Seine Arbeiten gliedern sich in verschiedene gestalterische und zeitliche Bereiche, die sich auch in der räumlichen Aufteilung der Ausstellung wiederfinden lassen.
Oft experimentierte er mit fotografischen Verfahren, kopierte Bilder mehrfach oder erforschte den Bereich der Strukturen und Spiegelungen. Großen Raum in der Ausstellung nehmen seine Lichtexperimente mit Pendelfiguren ein, die in der Zeit ihrer Entstehung von ihm auch für Aufträge  eingesetzt wurden.  (Ich fände es spannend, zu erfahren, wie die heutigen technischen Möglichkeiten von ihm, den einige als legitimen Nachfolger von László Moholy-Nagy ansehen, genutzt worden wären.)
Seine Fotografien zeigen, wie bei „fotoform“ und  „subjektiver Fotografie“ nicht anders zu erwarten, eine gewisse Strenge und Nüchternheit, aber diese Eigenschaften werden durch die Experimente oft auch wieder gebrochen.
Maßstäbe setzte seine Serie „Eine Woche im Volkswagenwerk“, die zwischen Dokumentation und eher freier Interpretation der Formen wechselt und der in der Ausstellung eine große Fläche gewidmet ist.
Verstecktes Highlight
Beim ersten Rundgang hätte ich fast ein echtes Highlight übersehen.
Im Raum zu den „fotoform“-Arbeiten von Keetman steht ein Tisch, über dem mehrere gerahmte Bilder hängen (siehe Foto oben). Es handelt sich um Arbeitskopien, die die fotoform-Mitglieder sich reihum zuschickten.
Jedes Gruppenmitglied gab auf der Rückseite des Fotos seine Kritik und das Urteil „fotoform ja“ oder „fotoform nein“ an und nur wenn ein Bild die Zustimmung der Mehrheit erhielt, durfte es unter dem Label fotoform veröffentlicht werden.
Über dem Tisch hängen mehrere originale Bewertungskopien, die man (mit den ausliegenden Handschuhen) anfassen und drehen darf, um das Bild sehen und die Beurteilung lesen zu können.
Ausstellungseröffnung
Gestern abend war die Ausstellungseröffnung, unter anderem mit dem Fotografen und Sammler (und…) F.C. Gundlach und mit Florian Ebner von der Fotografischen Sammlung des Museum Folkwang.
Beeindruckt hat mich der bald neunzigjährige F.C. Gundlach, der mit einer Prise Humor die Hauptrede hielt. Einer der Großen in der Fotografie Deutschlands, nicht nur als (Mode-) Fotograf, auch als Sammler und Mäzen hat er sich einen Namen gemacht.
Mit Peter Keetman war Gundlach über viele Jahre freundschaftlich verbunden und somit natürlich berufen, diese Rede zur Ausstellung zu halten. Außerdem hat er durch seine F.C Gundlach Stiftung viele Bilder für diese Schau zur Verfügung stellen können und war mit seinem fachlichen und persönlichen Wissen Senior-Kurator der Ausstellung.
Die Ausstellung läuft bis zum 31.07.2016 in Essen, später ist sie dann u.a. in den Deichtorhallen in Hamburg zu sehen.
Ich werde sie demnächst sicher noch einmal besuchen. Wenn Du Lust hast, mich dabei zu begleiten, dann schick mir eine Email oder verewige Dich in den Kommentaren unten. Vielleicht klappt es ja.