Fotozeitschriften? Welche lohnt sich, was sollte man lesen?
Ich werde immer mal wieder gefragt, welche Fotozeitschriften ich lese bzw. empfehlen kann.
Das ist trotz einer einfachen Antwort (ich muss ja nur auf den Tisch sehen, was da liegt) ein kompliziertes Thema. Es gibt eben sehr viele Fotozeitschriften, die zum Teil sehr unterschiedliche Inhalte und Schwerpunkte haben.
Was ich nicht brauche
Jemand, der noch am Beginn seiner fotografischen Karriere steht, wird da etwas ganz anderes brauchen/bevorzugen als jemand, der wie ich schon viele Jahre seines Lebens mit der Fotografie zugebracht hat. Ich benötige die Zeitschriften nicht (mehr), um grundlegende Verfahren der Fotografie kennenzulernen. Im Gegenteil, für einige dieser Zeitschriften habe ich selber verschiedene Artikel geschrieben. (Und deshalb weiß ich ja auch, dass diese Zeitschriften für viele Leser sehr sinnvoll sein können. Aber für mich gilt das nicht mehr.)
Für Geschichtstunden zur Fotografie (in Bezug auf Technik und Gestaltung) nehme ich heute lieber Bücher. Früher habe ich mich dafür aber auch gerne in der Uni-Bibliothek umgesehen, um alte Jahrgänge von Fotozeitschriften zu durchforsten. Das war nebenbei zur Information über den Wandel von Zeitgeist und -geschmack ganz großartig.
Produkttests oder Kaufempfehlungen, die in vielen Fotozeitschriften zu recht eine große Rolle spielen, brauche ich persönlich nicht. Ich kaufe nur noch sehr selten neues Fotoequipment, denn ich habe gemerkt, dass das Problem auf meinem Weg zum guten Bild in der Regel eher einige Zentimeter hinter der Kamera zu finden ist.
Was ich möchte
Mir soll eine Fotozeitschrift einen gut recherchierten und persönlich geschriebenen Einblick in die gestalterische Welt der Fotografie und deren Randbereiche bieten. Ich möchte etwas über aktuelle Fotografie auch abseits der großen Namen lesen, über Menschen (und Institutionen), die leidenschaftlich mit der Fotografie verbunden sind. Das müssen nicht unbedingt Fotografen sein, das können genauso gut Museumsmanager, Kuratoren und private Sammler, Ausbilder und Schulungsstätten, Buchautoren und Dienstleister aus dem Bereich Fotografie sein.
Ich möchte Texte von und über Menschen lesen, die Fotografie im Blut haben. Die sich damit nicht beschäftigen, weil es gerade mal in ist oder weil sie mit Texten über Ikebana zur Zeit evtl. nicht soviel Geld verdienen würden, sondern weil sie „ohne nicht können“.
Ich möchte Berichte über Ausstellungen, über Aktionen, über Besuche in den Ateliers von Fotokünstlern, über Sammler und Liebhaber von Bildern.
Und dazu lese ich in erster Linie die „PHOTONEWS“ ( wenn ich mich recht entsinne sogar seit der ersten Ausgabe). Während die ersten Jahrgänge noch rein in schwarz-weiß erschienen, ist die Zeitung seit vielen Jahren bunt geworden. Aber das ungewöhnliche Format Din A3 wurde beibehalten.
Doch das sind nur Äußerlichkeiten, zu den inneren Werten aus der aktuellen Ausgabe (September 2013) hier der Inhalt in Stichworten:
- Fotofestival in Arles
- Verleihung der Lead Awards in Hamburg,
- Ausstellung „Familiy of Man“,
- Gespräch mit dem Chefkurator des Centre Pompidu
- 5. Fotovestival Mannheim_Ludwigshafen_Heidelberg
- Projekt Fotoweek in den Niederlanden
- Interview mit dem Kurator des Fotomuseums Den Haag
- Bildstrecke und Bericht Fotograf Koos Breukel
- Bildstrecke und Bericht Fotograf Sebastian Keitel
- Bildstrecke und Bericht Fotograf Anton Podrastký
- Bildstrecke und Bericht Fotograf Boris Eldagsen
- mehrere Seiten über neue Fotobücher
- Bericht über eine neue Fotojournalisten-Kooperative in Berlin
- Reihe „Werkstattbesuche bei ehemaligen Otto-Steinert-Preisträgern“, diesmal Andreas Horlitz
- Reihe „Hassliebe Technik“, diesmal über den Fotoequipment-Verleiher 711rent
- viele kurze News und Informationen zu Ausstellungen und Wettbewerben und ziemlich weit hinten sogar eine halbe Seite „Technik News“.
Alles in allem ist das ziemlich genau das, was ich mir wünsche und deshalb ist die PHOTONEWS meine persönliche Lieblingszeitschrift zur Fotografie.
Aber sie wird sicher nicht für jeden, der eine Fotozeitung sucht, passen. Und deshalb fällt es mir schwer, sie einfach so zu empfehlen. Damit ich das nicht jedesmal aufs neue erklären muss, habe ich diesen recht langen Text dazu geschrieben.
Auf den ich dann demnächst, wenn die Frage wieder kommt, verweisen kann. ;-)
Hier geht es zur Website der aktuellen Ausgabe der PHOTONEWS.