Kostenpflichtige Firmware-Updates?

Firmware-Update

Firmware-Update

Kostenpflichtige Firmwareupdates? Zur Zeit gibt es das anscheinend noch nicht, aber die Vorstellung ist wohl nicht ganz abwegig, dass in naher Zukunft einer der Hersteller für die Updates der Firmware seiner Kameramodelle zusätzliche Zahlungen verlangen wird.
Für die Fotoindustrie wäre so etwas sicher interessant, denn damit wären dann auch verschiedene neue Möglichkeiten der Preisgestaltung verbunden.
Man könnte z.B. Kameras mit eingeschränkten „Softwareoptionen“ günstiger anbieten und nachträglich könnte man dem interessierten Kunden bestimmte „hochwertige“ Kamerafunktionen als kostenpflichtiges Firmwareupdates („Upgrades“) verkaufen.
Und das ganze könnte man noch als „mitwachsende Kamera“ anbieten, deren Fähigkeiten mit denen des Fotografen steigen, um Fotografie-Novizen nicht zu überfordern.

Beschränkte Firmware

Schon heute ist es ja leider recht oft so, dass Kameras durch die Firmware in ihren Fähigkeiten mehr oder weniger künstlich eingeschränkt sind. Es ist mir z.B. ein Rätsel, warum viele Kameras bei den automatischen Belichtungsreihen auf drei Bilder beschränkt sind. Warum kann man nicht auch fünf oder mehr wählen? (Weil der Hersteller dafür teurere Kameras vorgesehen hat? Wer wird denn sowas denken? ;-))
Und es gibt neben der AEB-Funktion (Auto Exposure Bracketing = automatische Belichtunsgreihe) noch viele andere „Funktionseinschränkungen“ bei den Kameras. Wenn man gutwillig ist, kann man diese der Vergesslichkeit oder Gedankenlosigkeit der Hersteller anlasten, man könnte aber auch annehmen, dass dahinter der Wunsch steckt, noch mehr Geld vom Kunden zu bekommen.

Warum z.B können manche Digitalkameras nicht direkt Intervalaufnahmen machen? Die Uhr scheint ja eingebaut zu sein, Belichtungsreihen sind auch möglich, warum kann man das nicht miteinander kombinieren?
Warum erwarteten manche Kamerahersteller, dass ich einen Intervallschalter kaufe und (was viel schlimmer ist) diesen dann auch noch ständig mit mir herumschleppe, um für die Eventualität einer Intervallaufnahme gewappnet zu sein?
Warum gibt es nicht ein (eventuell kostenpflichtiges) Update der Firmware, das solche Intervallaufnahmen ohne Zusatzgeräte möglich macht?
Beispiel Canon: Die Hardware der Kameras kann Intervalaufnahmen (und viel andere sinnvolle Funktionen) mit entsprechender Software ja durchaus. Sie beherrschen dann sogar nicht nur Intervallauslösungen „bis der Akku qualmte“, sondern es werden auch viele weitere interessante Funktionen der Kameras nutzbar, z.B. automatische Belichtungsreihen, die wirklich automatisch das Kontrastspektrum der Szene berücksichtigen.
Nur geht das eben nicht mit der Software von Canon, sondern nur mit der Open Source Software „Magic Lantern„.
Bei anderen Herstellern ist die Lage auch nicht unbedingt besser, sondern manchmal eher sogar schlechter, weil es da noch nicht einmal diese Fremd-Firmware gibt.

Eigentlich erwarte ich ja, dass die Kamera „fertig“ ist, wenn ich sie kaufe. Aber schlussendlich wäre ich auch bereit, für sinnvolle Funktionserweiterungen Geld zu bezahlen. Ich befürchte nur, dass diese Bereitschaft dann in Zukunft doch anders (aus-)genutzt wird.

Da wird es dann vielleicht nötig, für rauschfreie Aufnahmen mit mehr als ISO 800 nochmal etwas nachzuzahlen. Oder es kommt zu der Situation, dass der volle Dynamikumfang des Sensor in 14bit erst mit einem kostenpflichtigen Upgrade zur Verfügung steht.
Und ich könnte mir für die Zukunft auch durchaus vorstellen, dass auf den Kameradisplays Hinweise erscheinen wie:

„Die Gesichtserkennungsfunktion ihrer Kamera hat soeben festgestellt, daß Sie Porträtaufnahmen anfertigen. Ihre Kamera wurde als Modell für Landschaftsaufnahmen erworben. Um Porträts aufnehmen zu können, können Sie jetzt diese Option als In-Kamerakauf für 14 Tage für 2,99 € freischalten lassen.“

Oder auch:

„Leider scheint das Wetter an ihrem Aufnahmestandort in Paris nicht optimal zu sein. Sollten Sie eine Aufnahme des Eifelturms bei schönem Wetter wünschen, so können Sie diese aus unserer Galerie auswählen und direkt auf die Speicherkarte in Ihrer Kamera herunterladen.
Die Kosten dafür betragen 0,39 €. Sollten Sie vorhaben, dieses Bild auch in sozialen Netzwerk zu veröffentlichen, kommen weitere 0,59€ Nutzungshonorar hinzu. (Für Instagram Nutzer ist diese Funktion 
kostenlos.)“

Oder auch:

„Der beschleunigte Autofokus wird Ihnen an diesem Wochenende im Bereich des Nürburgrings mit freundlicher Unterstützung der Firma Blauer Ochse zur Verfügung gestellt.“

Es gibt da einiges an Möglichkeiten, noch zusätzlich Geld zu verdienen. Mal abwarten, wann die Marketingabteilungen das als neues Spielfeld entdecken.
Wer das alles für Spinnerei hält, sei gewarnt. So neu ist das wirklich nicht.
Schon in den 80iger Jahren gab es eine Minolta Dynax 7000i, an der mit zusätzlichen (käuflich zu erwerbenden) Speicherkarten Funktionen nachgerüstet werden konnten.
Auch eine Erweiterung der Kamerafunktionen durch Fremdsoftware wie mit den Apps in den Smartphones ist denkbar.

Ich bin gespannt, was da noch auf uns zukommt.

(Aktualisiert 2017)

 

geschrieben/aktualisiert:

8 thoughts on “Kostenpflichtige Firmware-Updates?

  1. Daniel A.

    Nur zu, Freiwillige vor!
    Sobald der Hersteller meines Kamerasystems so etwas veranstaltet, werde ich mir entweder einen anderen Hersteller aussuchen, der so ein Spielchen nicht mitmacht, oder halt nur noch mit dem Handy fotografieren. Bis dahin sind die nämlich mit Sicherheit mindestens genauso leistungsfähig wie eine DSLR.

    Antworten
    1. Tom! Beitragsautor

      Ob die Handys später mal wirklich das leisten könne, was DSLRs und Systemkamera durch die größeren Sensoren bieten, weiß ich nicht. Aber beim Neukauf von Equipment sollte man wirklich ruhig mal auch die bisherige Vorgehen der Hersteller bei Updates mit einbeziehen.
      Mir sind da Fuji, Ricoh und vor kurzem auch Olympus positiv aufgefallen.

      Tom!

      Antworten
      1. Daniel A.

        Komisch, mit Deiner Hersteller-Auflistung stehst Du nicht alleine da… ;)

        Was der kleinere Sensor in Smartphones aktuell nicht kann, wird halt per Software dazugerechnet. Das klappt jetzt schon leidlich gut und es ist nur eine Frage der Zeit, bis es genauso gut klappt. Was die Flexibilität der Linsen angeht, da gibt es jetzt schon gut funktionierende Aufsätze.
        Und je nach Nachfrage und Preisverfall kann es eigentlich auch nicht mehr lange dauern, bis sich größere Sensoren in die Smartphones und Tablets einschleichen.

        Und auch ernsthaft lässt sich mit Smartphones fotografieren. So hat Thomas Leuthard erst vor rund vier Wochen geschrieben, dass er immer seltener mit der Kamera fotografiert. Seinen Bildern ist das jedenfalls nicht anzumerken.

        Antworten
  2. Dirk

    Wenn es so weit kommt, wird OpenSource auch auf Kameras gang und gebe, auch wenn ich hoffe, dass die Marketing Abteilung diese feuchten Traeume noch lang unter Verschluss halten.

    Antworten
    1. Tom! Beitragsautor

      Open Source wäre eine gute Möglichkeit, aber bisher kenne ich das nur bei Canon, wo es früher für die Kompakten den „Russen-Hack“ gab und heute bei DSLRs und Systemkameras „Magic Lantern“ zur Verfügung steht.

      Schönen Abend noch!

      Tom!

      Antworten
  3. Krissie

    So ein Modell der Erweiterung gibt es bereits bei Sony mit den PlayMemories Camera-Apps für etliche Modelle, auch wenn es keine Firmware-Update, sondern eher eine Software-Erweiterung ist. Fernbedienung, Mehrfachbelichtung, Sternspuren, Belichtungsreihen und und und. Die Apps kosten zwischen 0 und 10 EUR, was jetzt nicht sooo viel ist. Aber wenn ich mir beispielsweise eine Kamera wie die Sony 7RII für >3000 EUR kaufe, will ich diese Funktionen nicht auch noch extra bezahlen, da muss das schon dabei sein.

    Ich könnte es akzeptieren, dass für ältere Kamera-Modelle für Firmware-Updates Geld verlangt wird, wenn die Firmware auch nach dem Erscheinen von Nachfolge-Modellen noch aktualisiert wird und eventuell sogar neue Funktionen implementiert werden. Dann werde ich vom Hersteller nicht gezwungen, das neue Modell zu kaufen, profitiere aber dennoch von Weiterentwicklungen.

    Antworten
    1. Tom! Beitragsautor

      Danke für den Hinweis auf die PlayMemories Apps von Sony.
      Immerhin bekommt man da Software, wenn auch kostenpflichtig.
      Ist in jedem Fall besser als bei einigen anderen Herstellern. bei denen man gleich andere (neuere / teuerere) Modelle kaufen muss, um die Funktionen „freigeschaltet“ zu bekommen.

      Antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert