Die Photokina 2014 ist vorbei

Der Globus ist mittlerweile quasi das zentrale Symbol der Photokina

Der Globus ist mittlerweile quasi das zentrale Symbol der Photokina

Meine Füße sind mittlerweile regeneriert. Und bis jetzt habe ich es auch geschafft, das an den fünf Tagen verlorene Kilo Körpergewicht nicht wieder nachzufüllen. Auch aus dieser Position betrachtet war die Photokina also sehr erfolgreich. (Jetzt brauche ich nur noch fünf Photokinen (Photokinas?) im direkten Anschluß ;-) ).

Meine Photokina

Ich war auch auf dieser Photokina wieder beruflich direkt vor Ort engagiert.  Allerdings ausnahmsweise(?) mal nicht als Erklärbar oder zur Beratung. Vielmehr habe ich für

FotoTV einen Film über das Thema Kugelpanorama und virtuelle Tour (am Beispiel des FotoTV Messestandes , siehe auch hier) vorbereitet.
Der Schwerpunkt wird bei diesem Film später weniger in der Aufnahmetechnik liegen, er wird sich stärker um die Präsentation und Verknüpfung der Panoramen drehen.

Abseits solcher beruflicher Einsätze finde ich an der Photokina die Möglichkeit, Bilder und Menschen zu sehen, am spannendsten. Diesmal lag bei mir ungeplanterweise der Schwerpunkt auf Menschen, ich habe erfreulicherweise einige Kontakte „aus dem Netz“ ins sogenannte reale Leben tragen und einige ganz neue knüpfen — sowohl im Bereich der sozialen Medien als auch zu anderen Fotografen und zu einigen Herstellern.
Auch das eine oder andere ungeplante Treffen fand statt, so sprachen mich einfach zwischendurch Leser meiner Bücher/Websites an. Klasse.

Ich teile den Eindruck einiger Besucher , dass es weniger Aussteller auf weniger Fläche waren. Aber Größe ist nicht alles, es war auf dieser Photokina auch intensiver und fachlich spannender. Allerdings darf man die Zeit dann nicht an den Techniktheken der großen Anbieter verbringen.

Bilder

Die Leia Galerie auf der Photokina

Die Leia Galerie auf der Photokina

Der zentrale Punkt um Bilder zu sehen ist sicherlich die Halle 1, in der Leica lobenswerterweise wieder eine riesige Galeriefläche untergebracht hat. Den Schwerpunkt bildeten Portraits und Reportagefotografie, speziell aus dem Bereich der Musik. Bei einigen der Bilderserien waren Musiker auch hinter der Kamera. So auch bei der, die mich am meisten beeindruckt hat: „The Wounded“, einer Reihe großformatiger Fotos von Menschen, überwiegend (ausschließlich?) Soldaten, die im Krieg schwer verwundet wurden und sich mit diesen Verwundungen portraitieren liessen. Mich hat die Würde und Ernsthaftigkeit beeindruckt, mit der das auf beiden Seiten, vor und hinter der Kamera, geschah. Wirklich beeindruckende Bilder, gerade auch in der hier, in der Ausstellung, gezeigten Größe.

Andere Bildserien beschäftigten sich inhaltlich mit dem Thema Musik, persönlich berührt haben mich die Bider con Chris Suspect, da ich mich in seinen Bildern rund um (Punk-) Konzerte als Fotograf sehr gut wiederfinden konnte, die Bilder waren mir im besten Sinne vertraut.

Auch Tom Wirghts Bilder aus der Musikszene der 60 iger und 70iger Jahre waren sehr spannend, man merkt seien Bilder an, dass er dazugehörte und mutgestaltete.

Abseits der Musik möchte ich hier noch die Bilder „Der lange Schatten von Tschernobyl“ von Gerd Ludwig, „Gesichter des Krieges“ der vor kurzem ermordeten Anja Niedringhaus und Thomas Hoepkers „Wanderlust: 60Jahre – 60 Bilder“  erwähnen. Wenn ihr die Chance habt, diese Ausstellungen zu sehen, geht hin.

Es war beeindruckend, wie es den Verantwortlichen gelang, alle diese Bildserien so zusammenzustellen, das diese unterschiedlichen Arbeiten zu einem Ganzen wurden, das mehr war als seine Teile.

Mehr Ruhe nötig

Damit sind wir dann bei einem nicht ganz so erfreulichen Thema. Auch an anderen Stellen auf der Messe gab es Bilder zu sehen, doch zum Teil waren das nur „normale“ Messeflächen zwischen den typischen Messeständen. Die kommerziellen Messestände wollen natürlich Aufmerksamkeit und sind deshalb ja oft bunt und generell optisch laut angelegt.
In so einem Umfeld gehen dann kleine Ausstellungsflächen mit ruhigen Bildern leider schnell  unter.
Das ist sehr schade, es wäre vielleicht besser, die in den Hallen verstreuten Ausstellungsflächen zu sammeln, damit sich auch hier die Bilderserien gegenseitig befruchten können. Und sie sollten vom Messtrubel optisch etwas getrennt werden (auch wenn das bestimmt nicht einfach ist).

Nachwuchs

Schön war die Bündelung der Bereiche der einzelnen Ausbildungsstätten und Hochschulen für Fotodesign und artverwandtes, die alle in Halle 9.1 untergebracht waren. Etwas weit hinten, aber dafür hatte man hier Ruhe und Musse, um die Bilder zu betrachten. Und es war auch ideal, um das eine oder andere Gespräch zu führen.

Ebenfalls in Halle 9.1 war der Social Media Bereich der Photokina, bei dem ich mich für den Service für uns Blogger ausdrücklich bedanken möchte. Ich freue mich auf ein Wiedersehen.

Technik

Technisch war auf der Photokina für mich eigentlich nichts so richtig wichtig und interessant, über das meiste konnte man sich ja im Vorfeld informieren. Und ein richtige Paukenschlag fehlte (oder auch nicht, ich habe nicht gegen Kontinuität) – auch wenn die Hersteller das natürlich anders sehen und ihr jeweiliges Produkt für den Stein der Weisen der Fotografie halten.

Aputure - Eine Fernbedienung für Canon Objektive

Natürlich gibt es immer einige Sachen, die man in die Hand nehmen muss und dass hab ich auch durchaus gemacht. Und ebenso natürlich gibt es immer wieder Sachen zu entdecken, wie zum Beispiel eine Art fernbedienbarer Objektivadapter zur Montage aktueller Canon Objektive an andere Kameras (von Apurture).

Durch Zufall, aber vermutlich aufgrund persönlicher Interessen besonders sensibilisiert ;-) , konnte ich viele verschiedene „Panoramköpfe (aka „Nodalpunktadpater“) entdecken. Zum Teil von Herstellern, von denen ich in dem Zusammenhang noch nie etwas gehört habe. Ich bin gespannt, ob der Markt tatsächlich groß genug dafür ist. (Zumal die alle mehr oder weniger die gleichen Schwachstellen aufweisen.)

Neue Trends sind aus meiner Sicht nicht aufgetaucht, wenn man mal von dem Minitrend zu besseren Kompaktkkameras mit bis zu APS-C Sensor absieht. Und es verstärkt sich der Eindruck, dass die großen DSLRs nicht mehr so richtig wichtig sind.
Systemkameras holen gewaltig auf, speziell auch im Image durch die Sympathiepunkte der auf der Photokina omnipräsenten „Vorzeigeanwender“ der einzelnen Hersteller. Aber das Systemkameras im Trend liegen, war auch schon vorher klar. (Bin mal gespannt, wann die „großen“ Marken das auch in Ihrer Produktpalette zeigen.)

Einige Beobachtungen:

  • 3D, der „heisse Scheiß“ der Photokina 2010, ohne den damals kein Stand auskam, war nahezu komplett unsichtbar. Habe ich aber auch nicht anders erwartet. Ich bin nur gespannt, wann das nächste 3D Revival stattfindet.
  • Ob das auch der in diesem Jahr von einigen sehr gehypten Lichtfeldtechnik der Lytro Kameras passiert? Abwarten. (Lytro? Das ist da, wo man nachträglich scharfstellt. ;-) )
  • Das ich bei  Polaroid nur eine weitere kleine Actioncam und eine Sofortbildkamera auf Zink-Basis (Zero Ink) präsentiert bekam, finde ich erschreckend. Wie wäre es mit einem kleinen Sofortbild-„Drucker“ wie dem Instax von Fuji, aber einem, der auch mit anderen Kameras problemlos und schnell zusammenarbeitet. Zack Arias pries den Drucker ja als „Eisbrecher“ an, was ich nachvollziehen konnte. Arbeitet halt nur nicht mit meiner Kamera zusammen.
  • Ein Vergrößerer, der das iPhone (und andere Smartphones?) als Bildquelle nutzt und zusammen mit Dunkelkammerutensilien verkauft wird? Das hat was, ist so schön „Cross-Over“. (www.fojo.me)
  • Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich von Stativen verfolgt werde, so viele Anbieter wie dieses Jahr habe ich in dem Bereich noch nicht gesehen. Mag ein subjektiver Eindruck sein, aber zum Teil habe ich das Stativ vor lauter Beinen nicht gesehen.
  • Es waren viele Frauen vor Ort, die Fotografie ist (durch die Digitalisierung?) in den letzten Jahren ja anscheinend viel weiblicher geworden. Bei einigen Vorträgen gab es wirklich verblüffend viele „Mädels“ unter den Zuschauern, wie hier (siehe Bild) bei Laura Helena am Video2Brain Stand.
  • An den Ständen gibt es mittlerweile viel weniger nackte Haut zu sehen als noch vor einigen Jahren. Es mag zwar sein, dass „Sex sells“, aber die Hersteller haben anscheinend gemerkt, dass das langfristig fürs Image nicht so gut ist. Und so kommen auch Sportler vor die Kamera, was für das Testen z.B. der Autofokusfähigkeit viel besser ist als lasziv räkelnde „Schönheiten“.
  • Bei den Kameraherstellern, bei denen ich Informationen suchte, war ich angenehm überrascht über das durchaus kompetente Standpersonal (das war früher nicht selbstverständlich). Wenn eine Frage nicht beantwortet werden konnte, wurde ich nicht mit Marketinggeschwurbel belästigt, sondern es wurde schnell ein kompetenter Gesprächspartner geholt. Gut so.
Die Lytro Kamera

Die Lytro – Photographie 3.0?

Fojo Ein Vergrößerer fürs iPhone

Foto — Ein Vergrößerer der das iPhone als Bild- und Lichtquelle nutzt.

Stativwald auf der Photokina

Man sieht das Stativ vor lauter Beinen nicht.

Präsentation von Laura Helena bei Video2Brain

Auffallend viel weibliches Publikum bei der Präsentation von Laura Helena.

Die Lomographische Gesellschaft

Der Lomo-Stand war kleiner und etwas abseits, aber dafür näher an der Zielgruppe Universität(?).

Fenster zum Hof

Es wurde auch abseits des Messetrubels fotografiert

Frisch erworben

Selbstverständlich habe ich mir auch etwas gekauft, zum Beispiel den Capture Camera Clip (*) von Peak Design. Ist sehr gut geeignet, um die Kamera am Gurt der Tasche oder des Rucksacks (oder am Hosengürtel) zu befestigen.
Am Gürtel würde ich allerdings nur eine kleine Kamera dranhängen, sonst brauche ich zusätzlich noch Hosenträger ;-) . Aber meine kleine MFT-Kamera passt da prima.
Link zu Amazon (*)
Außerdem habe ich mit 10,00 Euro eine große Investition in meine fotografische Zukunft getan und mir ein ganz einfaches und vor allem kleines Einbeinstativ gekauft, das ich ernsthaft als Stativ niemandem empfehlen würde, das aber hervorragend für meine gelegentlich mit kleinem Besteck (also ohne großes Stativ und „Nodalpunktadapter“) aufgenommenen Kugelpanoramen geeignet ist.
Es hat überhaupt keinen Markenamen und sieht eher aus wie ein Teleskop-Zeigestock auf der mechanischen Basis einer ausziehbaren Autoantenne mit einem Stativgewinde am etwas dickeren Ende.

Nächste Photokina?

Ich freue ich jetzt schon auf 2016 (auch wenn das mit der unangenehmen Tasche verbunden ist, dass ich dann schon wieder zwei Jahre älter sein werde.) und die Photokina.


 (*) Wenn DU hierüber kaufst, bekomme ich ein paar Prozent, ohne dass Du mehr bezahlen musst. Sozusagen Win-Win. ;-)

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